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Veröffentlicht am 21. März 2019 von lyrikzeitung
Peter Hacks
(* 21. März 1928 in Breslau; † 28. August 2003 bei Groß Machnow)
KLOSTERIDYLL
Es sprach ein Mönch zu seiner Nonne:
Komm her, du meine Herzenswonne,
Ich bin noch jung, du bist noch schön,
Laß uns geschwind zu Bette gehn.
Noch ist mein Körper schlank und sehnig,
Noch blühst du rosigen Gesichts.
Wenn wir erst alt sind, sind wir wenig,
Und wenn wir tot sind, sind wir nichts.
Nun ging, indem der Mönch so sprach,
Der Abt just durch ihr Schlafgemach
Und hörte das erhitzte Paar
Und sah den Zustand, worin es war.
Ab, Kinder, rief er, in die Kissen,
Verschafft euch eine frohe Nacht.
Ich selbst will eben zur Äbtissin,
Wir sehn uns dann zur Frühandacht.
Aus: Peter Hacks: Die Gedichte. Hamburg: Edition Nautilus, 1998, S. 407
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Peter Hacks
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