Mein Gesang

Clementina Arderiu
(* 6. Juli 1889 in Barcelona; † 17. Februar 1976 ebenda)

EL MEU CANT

De no cantar
jo m’entristia:
per mi és el cant
tal com el pa
de cada dia.

És un parany,
una ferida.
Cada cançó
s’emporta un tany
de ma florida.

Però què hi fa,
quin mal hi hauria?
Jo, del meu cant,
en vull ornar
tota ma via.

Mein Gesang

Wenn ich nicht sang
wurde ich traurig:
Mir ist Gesang
so wie das Brot
an jedem Tage.

’ne Falle ists,
und eine Wunde.
Denn jedes Lied
nimmt einen Trieb
aus meinem Blühen.

Doch was macht’s aus,
was ist dran Schlimmes?
Aus meinem Sang
will schmücken ich
den ganzen Weg mein.

[Übertragung: à.s.]

5 Comments on “Mein Gesang

    • ich glaube, es wird immer unterschiedliche Ansätze geben – und brauchen. Man kann eine „ganzheitliche“ Übersetzung versuchen, aber besser finde ich meist eine, die sich der Auswahl ihrer Verfahren, der Entscheidung für ein oder mehrere bestimmte bewußt ist. Am besten ist für mich immer, mehrere unterschiedliche zu haben

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    • es geht nicht ums nachahmen. mein ansatz ist, der/dem leser/in, die/der ausgangssprache vielleicht nicht mächtig ist, einen zugang zum text zu geben. dazu zählen in allererster linie der gesamteindruck und die tonalität. in unserem falle geht es um einen volksliedhaften, einfachen ton in kurzen metren. das soll im deutschen ungefähr so rüberkommen. ich verzichte ohnehin auf den reim, um keine akrobatikübung zu veranstalten.

      dass der rhythmus in dieser version nahezu identisch ist, mag eine glückliche fügung sein, ist aber nicht das primäre ziel. genauso gut könnte ich zum beispiel dreihebige trochäen und dreihebige jamben sich abwechseln lassen (wären immer noch kurze zeilen), und die übereinstimmung der kadenzen nicht 1-3-4 vs. 2-5, sondern meinetwegen 1-2-4 vs. 3-5 oder 1-3 vs.2-4-5.

      wichtig ist mir nur, dass die gebundenheit des originals in etwa nachempfindbar bleibt. wie gesagt, die letzten beiden zeilen gefallen mir selber auch noch nicht so definitiv, aber mir ist noch nichts besseres eingefallen. das paragogische -e bei »Wege« finde ich hingegen für das volksliedhafte sehr adäquat, es freut mich direkt, dass das metrum danach verlangt.

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  1. Die letzten drei Zeilen gefallen mir nicht, in der Übersetzung. Aus meinem Gesang/ schmück ich/ meinen ganzen Weg. Oder so ähnlich. Nicht extra altertümlich. Auch das „Tage“ am Anfang würd ich vermeiden.

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    • gut nachvollziehbar. andererseits: ich habe die rhythmisch-metrische struktur priorisiert (schließlich ist es ja ein »cant«). also immer 1., 3. und 4. zeile mit männlicher kadenz, 2. und 5. mit weiblicher. das ergibt, da überwiegend jambisch, in original und übertragung:

      tam-TAM-tam-TAM,
      tam-TAM-tam-TAM-tam,
      tam-TAM-tam-TAM,
      tam-TAM-tam-TAM,
      tam-TAM-tam-TAM-tam.

      vielleicht finde ich noch etwas, das weniger forciert ist, aber eine prosaisierende normalität will ich lieber nicht.

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