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Veröffentlicht am 4. Dezember 2017 von lyrikzeitung
Antiquare leben von alten Büchern, die sie weiterverkaufen. Einmal traf ich einen, der verkaufte mir die Erstausgabe von Goethes Faust spottbillig. Ich hab ihn nicht gefragt warum, ich hab schnell bezahlt. Ich nehme an, er hat die Abnutzungsspuren stark preismindernd verrechnet. Es war schon fast abgeschrieben. Ich weiß nicht, ob er sein Geschäft noch hat.
Ich liebe alte Bücher. Was ich grad lese, ist von 1908, Vorbesitzer haben keine Namen hineingeschrieben, es gibt nur wenige sehr behutsame Bleistiftnotizen (Lebensdaten wenig bekannter griechischer Dichter), ein paar Lesezeichen und zwei beiliegende, gefaltete A4-Zettel. Einmal in Handschrift und einmal mit Schreibmaschine stehn darauf dieselben sieben Sapphofragmente „aus den Übertragungen von Ernst Morwitz“. Hier zwei von den drei Seiten in Fotokopie. Morwitz gehörte zum Freundeskreis Stefan Georges. 1936 konnten noch in Nazideutschland seine Sapphoübertragungen bei Bondi erscheinen. 1935 war er wegen seiner jüdischen Herkunft als Beamter entlassen worden. 1938 verließ er Deutschland und ging in die USA. Die Abschriften eine Art Konterbande.
Kategorie: Altgriechisch, Antike, DeutschSchlagworte: Ernst Morwitz, L&Poe-Anthologie, Sappho
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