9. Midtown Correspondence 6

Probleme mit Denkmälern. In Washington wurde das Lincolndenkmal besprayt. Während das für Martin Luther King von Staats wegen bereinigt wurde. Der chinesische Bildhauer Lei Yixin hatte den Auftrag, ein inkriminiertes Zitat zu entfernen. Unter den Kritikern war auch die Lyrikerin Maya Angelou. Das Zitat besagte: „I was a drum major for justice, peace and righteousness.“ Drum major, wie nennt man den Typen, der mit einem Stab wedelnd vor der Kapelle marschiert, auf Deutsch? Jedenfalls das Zitat war verkürzt und nach Meinung der Kritiker verfälscht. Wirklich gesagt hat er: „Wenn ihr mich einen Drum major nennen wollt, dann sagt ein Drum major für Gerechtigkeit, ein drum major für Frieden, ein drum major für Aufrichtigkeit.“ Die Korrekturen sollen bis zum 28. August abgeschlossen werden, den 264. Geburtstag Goethes, äh, falscher Ordner, den 50. Jahrestag des Marsches auf Washington.

Literatur geht besser wenn sie vertont, vertanzt, veropert wird. Heute hat Oscar Wilde eine halbe Seite in der Times unter der Maske einer Oper von Theodore Morrison. Sie erfüllt gleich zwei Bedingungen für öffentliche Aufmerksamkeit: zur Medialisierung kommt der Fokus auf Wildes Leben, also seine damals ungesetzliche sexuelle Orientierung. Wenn sie ein interessantes, hartes, verpfuschtes Leben haben, lieben wir die Dichter(biographien). Hier gibts eine Gemeinsamkeit mit den Politikern, deren Sexualleben die Amerikaner im Moment wieder jeden Tag beschäftigt, täglich von Seite 1 an. In der Oper, „Oscar“, tritt Walt Whitman als eine Art Zeremonienmeister auf – Whitman kannte Wilde, lebte aber zum Zeitpounkt der Handlung nicht mehr. Noch die Artikelüberschrift nachzutragen, „When a Poet’s Life And the Law Are at Odds“. Wenn das Leben eines  Dichters mit dem Gesetz kollidiert.

Rote Ampel
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