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Veröffentlicht am 14. März 2013 von lyrikzeitung
Für den Preis der Leipziger Buchmesse ist Lyrik an sich nicht vorgesehen. Zu abseitig, nicht vermittel-, nicht zumutbar*.
Die Vorjury hat doch einen Weg gefunden und einen Gedichtband in der Kategorie Übersetzung eingeschmuggelt. Und die Jury hat diesem Gedichtband – schlechtes Gewissen? – nun den Preis zuerkannt. Die Übersetzerin Eva Hesse erhielt den Preis für ihre Übersetzung der Cantos von Ezra Pound. Die Jury lobte ihren (der Übersetzung? der Übersetzerin?) „großen Scharfsinn“. Die 1925 in Berlin geborene Übersetzerin konnte wegen Krankheit den Preis nicht selbst entgegennehmen. Eva Hesse übersetzte u.a. auch E.E. Cummings, T.S. Eliot und Samuel Beckett.
Der Hauptpreis (€ 15.000) geht an David Wagner für seinen Roman Leben, der Sachbuchpreis an Helmut Böttiger für sein Werk Die Gruppe 47: Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb.
(Und ich geh jetzt zur Moritzbastei, da lesen junge Lyriker).
*) Juryvorsitzender Hubert Winkels: „Wenn wir einen Lyrik-Band auszeichnen würden, würden viele lange Gesichter machen. Man würde auch Schelte bekommen. Bei großen Preisen sollte man keinen exotischen Weg gehen und nach Kleinverlagen mit avantgardistischer Lyrik suchen. Das wäre der falsche Weg. Man adressiert sich an ein großes nationales, ja internationales Publikum. Natürlich freut man sich, ein Buch auszuzeichnen, das anschließend eine große Zahl von Lesern hat.“ (Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 30.9. 12). Vgl. hier https://lyrikzeitung.com/2012/09/27/113-buchpreis/
Kategorie: Deutsch, Deutschland, Englisch, USASchlagworte: David Wagner, Eva Hesse, Ezra Pound, Helmut Böttiger, Hubert Winkels, Leipziger Buchmesse, Preis der Leipziger Buchmesse
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Warum würden viele lange Gesichter machen? Ach, „man“ würde Schelte bekommen? Weil man die höchste Ausdrucksform deutscher Sprache auszeichnet? Oder weil „man“ bei all dem Superstar-Getue um Rome und ähnliches Lyrik nicht mehr zu schätzen weiß? Weil man keine Ahnung mehr hat, was gute Bücher ausmacht? Weil Lyrik schwierig ist? Weil das breite Publikum einfach was ganz anderes will, weil es Krimis will, Romänchen? Einfach deshalb? Man sollte also keine exotischen Wege gehen! Sind Lyriker Exotiker?
So viele Fragen, so viele dumme Antworten!
Ich schäme mich, dass ein angeblich zivilisiertes Land wie Deutschland solche Jurys über Buchpreise urteilen lässt!
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Zivilisiertere Nationen lösen das Problem, das Winkels da aus Sicht der Buchindustrie formuliert, indem sie ihre Literaturpreise in mehreren Sparten vergeben, worunter fast immer auch Lyrik ist. Zb: in den USA Pulitzer, National Book Awards und National Book Critics Circle Awards, in Kanada Governor General’s Awards, in Großbritannien Costa Book Awards, in Frankreich Prix Goncourt, in Spanien Premio Nacional de Literatura de España.
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