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Veröffentlicht am 22. August 2023 von lyrikzeitung
Martin Pohl
(* 28. März 1930 in Festenberg, Schlesien, heute Twardogóra; † 23. September 2007 in Neubrandenburg)
DAS DEIN-UND-MEIN-LIED oft gesungen mit Heiner, dem Müllerburschen Dein Bauch ist ein voller Bauch, Meiner ist ein leerer. Voller Bauch und leerer Bauch Welcher Bauch ist schwerer? Dein Schuh ist ein ganzer Schuh, Meiner ein entzweier. Deiner einen Sechser kost', Meiner einen Dreier. Dein Bett ist ein reines Bett, Meins ist ein beflecktes. Du schläfst rein, ich schlafe raus: Freilich beiden schmeckt es. Dein Sorg ist 'ne kleine Sorg, Meine eine große. Wenn dir's um den Braten geht, Geht's mir um die Soße. Dein Gott ist ein reicher Gott, Meiner ist ein armer. Deiner ist ein Halsabschneid', Meiner ein Erbarmer. Dein Hund ist ein braver Hund, Meiner ist ein böser. Deiner bellt und meiner pißt An die Welterlöser.
Aus: Martin Pohl, Gedichte 1950-1995. Berlin: UVA, 1995, S. 16f
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Martin Pohl
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