Loblied auf Johann Klaj

Wann ist ein Dichter groß? Es ergibt sich nicht von selbst, es muss laut ausgesprochen werden. Entweder von ihm selber, siehe Horaz: Ich habe mir ein Denkmal errichtet dauerhafter als Erz; oder Paul Fleming: Mein Schall flog überweit, man wird mich nennen hören – oder von den Kollegen. Hier Johann Rist über Johann Klaj.

Johann Rist

(* 8. März 1607 in Ottensen bei Hamburg; † 31. August 1667 in Wedel (Holstein))

Johann Klaj

(* 1616 in Meißen; † 16. Februar 1656 in Kitzingen)

1.
Ein grosser Dichter ist Herr Klaj ohne zweifel/
denn seine Lieder sehn nicht nur auff solche lust/
die Schäfern/ Helden und Liebhabern sind bewust/
Nein; Er besinget Gott und spottet auch den Teufel.
Er preiset Michael/ der mit dem Drachen kriegt/
und Ihn der Christenheit zu Nutz und Schutz besiegt.

2.
Ein grosser Dichter ist Herr Klaj meine Freude/
Er gibt die starcke Schlacht so prächtig an den Tag/
daß niemand seine Kunst mit Warheit tadeln mag/
In dem Er recht beschreibt die Kämpffer alle beyde/
den grossen Michael der seine Waffen trägt
vom Himmel und damit den alten Drachen schlägt.

3.
Ein grosser Dichter ist Herr Klai unser Singer/
Er bringet Fried vnd Trost der werthen Christenheit/
die nun errettet ist von aller Grausamkeit
Deß Satans und der Welt durch unsern Drachen-zwinger/
der uns durch diesen Sieg das frölich Himmels-hauß
eröffnet/ und das Thier geworffen hat hinauß.[328]

4.
Ein grosser Dichter ist Herr Klai bey den Teutschen/
Er bringet artig vor/ wie Michael der Held
Durch seinen Vatter sey von Ewigkeit bestellt
Das alte Schlangen Thier durch seinen Tod zu pejeschen/
zu schützen seine Kirch/ und Sie durch diesen Streit
zu führen auff den Thron der süssen Ewigkeit.

5.
Ein grosser Dichter ist Herr Klai der gekröhnter/
Er wird geliebet und geneidet trefflich sehr/
der reinen Engel Chor erzeigt Ihm Preiß und Ehr/
Es hasset ihn der Drach und zwar als ein verhöhnter.
O wie so selig lebt der Mensch zur jeden frist/
dem Gott sein Schöpffer hold/ der Satan neidig ist.

Seinem vielgeehrten Herrn und treuverbundenen Freunde/ übersendet dieses von Wedel auß Holstein.
Johannes Rist Prediger daselbst/ und
von der Röm. Käis. Majest. Hofe
auß Gekrönter Poet.

Quelle:
Johann Klaj: Redeoratorien und »Lobrede der Teutschen Poeterey«. Tübingen 1965, S. 328-329.
Permalink:
http://www.zeno.org/nid/20005163838

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