Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 2. September 2018 von lyrikzeitung
Helene Baronesse von Engelhardt-Schnellenstein
(verh. Papst, * 2. September 1850 neuen, 21. August alten Stils auf dem Rittergut Wileiki in Litauen, † 24. Juni 1910 in Wien)
Rosenstock, Holderblüth’.
Ei, Rosenstock und Holderblüth’,
Wie fröhlich ist mein Sinn,
Wie innig freut sich mein Gemüth,
Daß ich noch Mädchen bin!
So ungeknickt, so lustdurchglüht,
So frisch, so fessellos, —
Ei, Rosenstock und Holderblüth’,
Gewiß, die Lust ist groß!
Es fällt mir so zuweilen ein,
Dann sinn’ ich hin und her:
Wie würde mir zu Muthe sein,
Wenn ich vermählet wär?
Von Liebe einzig nur durchglüht,
Die Mädchenfreiheit hin —
Ei, Rosenstock und Holderblüth’,
Ich fände mich nicht drin!
Und rühmen’s Andre noch so sehr,
So fürcht’ ich eben doch,
Daß mir halt nur zu Muthe wär’
Wie Pegasus im Joch:
Wie hat man den geplagt, gemüht,
Zu brechen seinen Muth!
Ei, Rosenstock und Holderblüth’,
Und dennoch that’s nicht gut!
Nun sagt man zwar, wenn Meisterhand
Den Zügel kaum berührt,
Dann wird zum Sporn das leichte Band,
Der in die Wolken führt:
Wo ist die Hand, die das vollzieht?
Wem kam sie zu Gesicht? . . . .
Ei, Rosenstock und Holderblüth’,
Ich wag’ es lieber nicht!
Aus: Das Baltische Dichterbuch Eine Auswahl deutscher Dichtungen aus den Baltischen Provinzen Rußlands, Herausgegeben von Jeannot Emil Freiherrn von Grotthuß. Reval: Verlag von Franz Kluge, 1895
Kategorie: Deutsch, LitauenSchlagworte: Helene Baronesse von Engelhardt-Schnellenstein, L&Poe-Anthologie
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare