Digest 15./16.6.

Kantonaler Literaturpreis

Der Berner Dichter Martin Bieri wird mit dem kantonalen Literaturpreis geehrt. Die Jury lobt seinen Gedichtband «Europa, Tektonik des Kapitals» für seine überraschenden sprachlichen Bilder und die gelungene Überführung der Landschaftslyrik in eine zeitgemässe moderne Form.
Die Ver­leihung bildet gleichzeitig den Ausgangspunkt für eine Lese­reise aller Preisträgerinnen und Preisträger in den verschiedenen Regionen des Kantons Bern: Die «Literatour 2016» beginnt am 8. Oktober in Mürren und endet am 17. November in Biel. / Berner Zeitung

Homer-Vorlesungen

Die deutsche Autorin Barbara Köhler interpretiert Homers Werk in einer Vorlesung an der Universität Wien. (…)

Der Kitzel liegt für Köhler im Aufweis dessen, was man in aller Vorsicht die weibliche Domäne der Schrift nennen könnte. Penelope ist eine Vorläuferin der berühmten Scheherezade. Diese erzählt bekanntlich tausendundeine Nacht lang, um ihre Lebensfrist zu verlängern. Die Echos der Odyssee verweisen auch auf die jeweilige Stellung der Frau(en) im Text, etwa auf die unselige Gattenmörderin Klytaimnestra, deren „Ansehen“ mit Fortdauer der Erzählung umso mehr schwindet, je reiner das Gattinnenideal der Penelope ans ägäische Licht gebracht werden soll. Köhler wird weiterknüpfen an ihrer eigenen Homer-Paraphrase, einem Metaepos. / Ronald Pohl, Der Standard

Alles notieren

Flanieren, genau hinsehen und alles notieren – so stellt sich Peter Wawerzinek seine Zeit als Dresdner Stadtschreiber vor. Vielleicht werde er sich als eine Art „Kosmonaut“ auch unter die Pegida-Demonstranten mischen und dabei diese „Geister“ erkunden, meint der Autor. / DLR

Dagegen anschreiben

In Israel verschärft sich durch konservative Hardliner wie Kulturministerin Miri Regev das Klima für Kulturschaffende zusehends, Freiräume werden eingeschränkt. Die Lyrikerinnen Anat Zecharia und Sharon Hass schreiben in Tel Aviv mit ihren Gedichten dagegen an. / DLR

Kunstlied lebt

„Das Kunstlied lebt weiter!“ – so positiv blickte der 80-jährige Komponist Aribert Reimann in die Zukunft beim MozartLabor des Mozartfestes Würzburg. (…)

Durch die Musik entstehen Stimmungen im Kopf, ein neuer Raum; auch Wiederholungen, bei Dichtung oft ein Fehler, erschließen im Lied unterschiedliche Bedeutung, verstärken die Aussage.

Reimann meinte, Wörter seien im Gedicht eine Hülle, „in die Musik hineingeblasen wird“. Zu manchen Gedichten allerdings höre er nichts. So bei Goethes in sich abgeschlossenen Gedichten; dazu falle ihm nichts ein. Insgesamt solle der Text etwas auslösen, wobei unwichtig ist, aus welcher Zeit er stammt. Dagegen kann dasselbe Wort in verschiedenen Sprachen eine jeweils andere Reaktion beim Komponisten hervorrufen. / Bayerische Staatszeitung

Poetic Address System

It’s hard to get mail in Mongolia. The countryside is large and sprawling, and even in the largest cities, many of the streets have no names. On top of that, a quarter of Mongolia’s citizens are nomads. To get a letter or a package, they must either travel to a collection area, or write out detailed, subjective instructions for postal employees, with a phone number for when they inevitably get lost.

Sometime this month, though, things might get a bit easier. As Quartz reports, the Mongolian government has become the first nation to adopt a new addressing system based on three-word codes. So instead of sending mail to, say, the US Embassy in Mongolia—at Denver Street #3, 11th Micro-District, Ulaanbaatar 14190—you can just send it to „constants.stuffy.activism.“ / Atlas obscura

(Die Adresse der Lyrikzeitung lautet: darum.paare.nase )

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