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Das muß ich zensieren, muß!
Di 12.2. 20:00
Klassiker der Gegenwartslyrik: Harald Hartung
In Lesung und Gespräch: Harald Hartung (Autor und Kritiker, Berlin)
Moderation: Jan Wagner (Autor, Berlin)Harald Hartung (*1932 Herne) gilt innerhalb der deutschen Literatur als der Anti-Pathetiker par excellence. Er tritt auf als unbedingter Verfechter des Klassischen in der Moderne. Dazu gehört, dass er die sprachliche Unkultur eines »deliranten Avantgardismus«, die Reimlosigkeit und das belanglose »Freivers-Parlando« ablehnt. Stattdessen setzt er in seinen Texten ganz auf das Formbewusstsein und die Beherrschung des dichterischen Handwerks.
Hartung schreibt von Anfang an (der erste Band »Hase und Hegel« erschien 1970) entlang der eigenen Biographie. In diesem Sinne sind seine Gedichte, er selbst spricht von »ausglühenden Gebilden«, Form gewordenes Leben. Mit nabelschauender Bekenntnislyrik haben sie dennoch nichts gemein, dafür sind sie im Tonfall zu kontrolliert und diskret. Das Nicht-Prätentiöse ist in ihnen bis zur Meisterschaft getrieben.
Im deutschen Sprachraum ist Hartung außerdem ein herausragendes Beispiel für eine seltene Doppelbegabung: Er ist Dichter und Kritiker zugleich. Auf ihn selbst trifft das zu, was er an dem Schriftsteller Paul Valéry rühmt: Er verbindet die Intelligenz des Theoretikers mit der Bescheidenheit des Praktikers.
Hartungs Buch »Masken und Stimmen« (Carl Hanser, 1996) gilt längst als ein Standardwerk über moderne Dichtung, und die von ihm besorgte Anthologie »Luftfracht« (ein Überblick über internationale Poesie zwischen 1940–1990, Eichborn, 1991) ist neben Enzensbergers »Museum der modernen Poesie« und Sartorius’ »Atlas der neuen Poesie« die bedeutendste Sammlung ihrer Art.
Die Reihe der Literaturwerkstatt Berlin gibt den Klassikern der Gegenwartslyrik das Wort. Sie stellt jene Autoren vor, ohne die die deutschsprachige Lyrik nicht das wäre, was sie heute ist. Zu Gast waren bislang u.a. Jürgen Becker, Paulus Böhmer, Rolf Haufs, Reiner Kunze, Christoph Meckel, Franz Mon und Doris Runge. Die Veranstaltungen sind auch auf www.literaturwerkstatt.org zu hören
ach gäbe es doch mehr von dieser sorte und
könnten wir anderen auch nur mit dem kleinen zeh
in solche fußstapfen treten. so aber bleibt einem nur
ein lachendes & ein weinendes hühnerauge
dahin empor zu blicken:
>> Im deutschen Sprachraum ist Hartung außerdem ein herausragendes Beispiel für eine seltene Doppelbegabung: Er ist Dichter und Kritiker zugleich. Auf ihn selbst trifft das zu, was er an dem Schriftsteller Paul Valéry rühmt: Er verbindet die Intelligenz des Theoretikers mit der Bescheidenheit des Praktikers.<<
(wenn nicht sogar umgekehrt!)
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