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Am 19.6.02 berichtet auch die FR über den Vortrag von Abdelwahab Meddeb (s. nächste Meldung). Darin auch dieser innerislamische Dialog:
Wie schnell im Dunst solcher Formulierungen, im Gemenge von orientalischen Metaphern und pseudokritischen Klischees die Orientierung verloren geht, beweist Tariq Alis Eloge auf einen „großen“ Dichter: Der Syrer Nizar Kabani schrieb 1968 nach dem verlorenen Sechs-Tage-Krieg flammende Verse gegen ein verrottetes Regime, dem nur die kämpferische Leidenschaft der Jugend noch begegnen könne. Dieses Gedicht rezitiert Tariq Ali auf englisch als Dokument einer im Westen nie beachteten „Opposition“.
Meddeb kennt die Verse auch, deklamiert sie mit feinem Lächeln auf französisch – und bezweifelt, dass dieses „in blumige Verse gegossene Kaffeehaus-Geschwätz“ in irgendeiner positiven Weise das Bewusstsein der arabischen Welt hat ändern können. Solange oberflächliche „Reformen“ und ein diffuser „Widerstand“ sich einzig auf die effektive Adaption westlicher (Waffen)- Technik beschränken, gibt es für Meddeb kaum Hoffnung. Sein Lichtblick rührt aus dem Innern des Islam, etwa seiner jüngsten Erfahrung auf einer internationalen Konferenz in Teheran, die unter den Augen der Mullahs mit einem Koranvers eröffnet wurde: Danach gilt es, auch mit Andersgläubigen „de la plus belle manière“ zu streiten, mit Worten, nicht mit Waffen. / FR 19.6.02
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