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Auch 100 Jahre nach Benn keine leichte Kost. In dessen „Mann und Frau gehen durch die Krebsbaracke“ zeigt ein Mann seiner Frau, wo er arbeitet. Ein Gedicht wie das von Gabriele Stötzer wäre vor 100 Jahren kaum möglich gewesen. Bei ihr ist es eine… Continue Reading „in der pathologie“
Rae Armantrout (* 13. April 1947 in Vallejo, Kalifornien) Aus: Rae Armantrout: narrativ. Ausgewählte Gedichte. Aus dem Amerikanischen von Uda Strätling & Matthias Göritz. Wiesbaden: luxbooks, 2009 (luxbooks.americana), S. 8f
Urszula Wińska Lagergebet (Pacierz obozowy) Vater unser, der Du bist im Himmel Und siehst unser heimatloses Leben, Nimm uns in Obhut, Deine treuen Kinder, Stille die Tränen, die unsere Seele trüben. Geheiligt sei Dein Name hier auf fremder Erde, Wo wir dem Vaterhaus gewaltsam… Continue Reading „Lagergebet aus Ravensbrück“
Eugen Gomringer Aus: eugen gomringer: konstellationen ideogramme stundenbuch. Stuttgart: Reclam, 1983, S. 25
Johannes Bobrowski (* 9. April 1917 in Tilsit; † 2. September 1965 in Berlin) WENN VERLASSEN SIND Wenn verlassen sind die Räume, in denen Antworten erfolgen, wenn die Wände stürzen und Hohlwege, aus den Bäumen fliegen die Schatten, wenn aufgegeben ist unter den Füßen… Continue Reading „Wetterzeichen“
Anna Krommer WIEGENLIED Du wirst die alte Sprache nicht mehr kennen, Die alten Namen wirst du nicht mehr nennen, Du wirst nichts andres kennen mehr auf Erden, Die Bäume werden mit dir höher werden, Und Gärten werden sich um neue Häuser legen, Und neue… Continue Reading „Wiegenlied“
Else Lasker-Schüler An mich Meine Dichtungen, deklamiert, verstimmen die Klaviatür meines Herzens. Wenn es noch Kinder wären, die auf meinen Reimen tastend meinetwegen klimperten. (Bitte nicht weitersagen!) Ich sitze noch heute sitzengeblieben auf der untersten Bank der Schulklasse, wie einst … Doch mit spätem… Continue Reading „Meine Dichtungen, deklamiert“
Urs Allemann Gedicht vom Schweizer Vom Schweizer unterscheidet der Schweizer sich dadurch daß er ein Schweizer ist nicht fünf Schweizer nicht vier nicht drei Schweizer nicht zwei Schweizer nicht keiner sondern ein Schweizer einer nichts als eins ein Schweizer Aus: Was sind das für… Continue Reading „Vom Schweizer unterscheidet der Schweizer sich“
Edith Södergran Edith Irene Södergran (* 4. April 1892 in Sankt Petersburg; † 24. Juni 1923 in Raivola/Karelien, damals Finnland, heute Rußland), finnlandschwedische Dichterin Beschluß Ich bin ein sehr reifer Mensch, doch kennt mich niemand. Meine Freunde machen sich von mir ein falsches Bild.… Continue Reading „Nicht Gedicht. Klauenspur.“
April 1940: Beginn des Massakers von Katyn, bei dem tausende polnische Offiziere und Intellektuelle hingerichtet und im Walde von Katyn verscharrt werden. Erst 1990 gab die sowjetische Führung die sowjetische Verantwortung für das Verbrechen zu. Friederike Mayröcker IM WALDE VON KATYN im Walde von… Continue Reading „Im Walde von Katyn“
Mascha Kaléko Wiedersehen mit Berlin Berlin, im März. Die erste Deutschlandreise, Seit man vor tausend Jahren mich verbannt. Ich seh die Stadt auf eine neue Weise, So mit dem Fremdenführer in der Hand. Der Himmel bläut. Die Föhren lauschen leise. In Steglitz sprach mich… Continue Reading „Wiedersehen mit Berlin“
Friederike Mayröcker MEIN FEDERÄUGIGER LIEBLING! mein schellenfüsziges Erkerschlöszchen! meine wunderschöne Osterblume wie sehr du mich verlassen hast und jetzt musz ich um dich weinen weisze Osterblume kleiner Ostermond fernes Springwasser meines Herzens fünfzehntes Schlüsselchen meiner Not lebwohl ins Frühlingsgrün! Aus: Friederike Mayröcker: Gesammelte Gedichte.… Continue Reading „Mein federäugiger Liebling!“
Anna Krommer (* 31. März 1924 in Dolný Kubín, Tschechoslowakei), deutschsprachige Schriftstellerin mit US-amerikanischer Staatsangehörigkeit) Aus: Ankunft im Regen Ich kam von fern in diese tiefe Nacht, Trag als Gepäck des ganzen Lebens Last, Kam ungebeten, bin bei keinem Gast, Und habe keinem etwas… Continue Reading „Ankunft im Regen“
Luise Hensel (* 30. März 1798 in Linum, Mark Brandenburg; † 18. Dezember 1876 in Paderborn) Unbegreiflich Sie rechnen viel und zählen, Und Eins ist doch nur noth. Sie sorgen stets und quälen Sich nur um’s Erdenbrod. Sie schaffen, tauschen, wählen, Und bald doch… Continue Reading „Heut roth und morgen todt“
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