Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Brandneu aus der Nummer 100 des seit 1977 erscheinenden Magazins „Schreibheft“, vor dem ich den Hut zieh. Marianne Fritz (geb. Frieß; * 14. Dezember 1948 in Weiz / Steiermark; † 1. Oktober 2007 in Wien) HIERHER, AURA! (g)rollt naturgemäß der Donner. Das erhellende Licht ist l(eis)er,… Continue Reading „Marianne Fritz“
Elfriede Jelinek frühling ein märzenhauch vom knabenrot die zunge schmeckt ein himbeer traum wer hackt den brunnen wund und wund und an dem mund der kreidigrinne nackenschweiß ein zähnchen in den finger sticht der braut die katze gelb und wund erschreit der knabe rot… Continue Reading „Märzenhauch“
Ernst Jandl the flaga fleckon the flaglet’s putzena rissin the flaglet’s nähenwhere’s the nadelnowthat’s getanlet’s throw itwerfeninto a dreckthat’sa zweck Aus: Ernst Jandl, werke 2 (werke in 6 bänden). München: Luchterhand, 2016, S. 116
Franz Grillparzer (* 15. Januar 1791 in Wien; † 21. Januar 1872 ebenda) KUSS Auf die Hände küßt die Achtung Freundschaft auf die offne Stirn‚ Auf die Wange Wohlgefallen, Selge Liebe auf den Mund; Aufs geschloßne Aug die Sehnsucht In die hohle Hand Verlangen, Arm und Nacken die Begierde; Übrall sonst… Continue Reading „Kussgedicht“
Hugo von Hofmannsthal (* 1. Februar 1874 in Wien; † 15. Juli 1929 in Rodaun bei Wien) Terzinen 1. Über Vergänglichkeit Noch spür ich ihren Atem auf den Wangen: Wie kann das sein, daß diese nahen Tage Fort sind, für immer fort, und ganz vergangen? Dies ist ein Ding, das keiner voll aussinnt,… Continue Reading „Daß alles gleitet und vorüberrinnt“
Theodor Kramer (* 1. Januar 1897 in Niederhollabrunn, Österreich-Ungarn; † 3. April 1958 in Wien) WIR LAGEN IN WOLHYNIEN IM MORAST . . . Wir lagen in Wolhynien im Morast, der mählich überging in schwarzen Sumpf, seit Tagen eingegraben; grüner Glast gab Blasen ab und strich aus Strunk und Stumpf. Tief unter Wasser… Continue Reading „Wir lagen in Wolhynien im Morast“
Noch einmal Rilke, zum heutigen 96. Todestag. Rainer Maria Rilke (* 4. Dezember 1875 in Prag; † 29. Dezember 1926 im Sanatorium Valmont bei Montreux, Schweiz) An der sonngewohnten Straße, in dem hohlen halben Baumstamm, der seit lange Trog ward, eine Oberfläche Wasser in sich leis erneuernd, still‘ ich meinen Durst: des Wassers Heiterkeit und… Continue Reading „An der sonngewohnten Straße“
Rainer Maria Rilke Steinlen Die Mädchen singen: Alle Mädchen erwarten wen, Wenn die Bäume in Blüten stehn. Wir müssen immer nur nähn und nähn, Bis uns die Augen brennen. Unser Singen wird nimmer froh. Fürchten uns vor dem Frühling so: Finden wir einmal ihn… Continue Reading „Die Mädchen singen“
Sophie Reyer Epitaph: wohin klirrendes Mädchen weißt du noch damals: der Friede zerbrach und am Rücken der Druck von Flügeln die Last ein Engel zu sein bis der Wind kam: klirrendes Mädchen wohin
Heute vor 50 Jahren starb Günter Eich. Ich denke an ihn mit einem meiner Lieblings-Maulwürfe. (Maulwürfe, so nannte er eine Gattung absurder Prosagedichte seines Spätwerks, sein Beitrag zur Poesie). Die Sache mit den kurzen Gedichten ist eine ironische Anspielung auf Walter Höllerer, der in… Continue Reading „Ach und O“
Ich widerstehe der Versuchung, die Aufstellung des 1. FC Nürnberg zu bemühen. Stattdessen etwas Konventionelleres. Ein Gedicht „an“ etwas. Als hätte Benn das nicht verboten, das „an“dichten. Handke schreibt ein Gedicht „an“ und „über“ die Dauer. Der Schluß des Auszugs schlägt unerwartet den Bogen… Continue Reading „Peter Handke zum 80.“
Friedrich Bergammer (eigentlich Friedrich Glueckselig; geboren am 18. Dezember 1909 in Wien; gestorben am 9. Oktober 1981 in New York City) Der letzte Hort O Ewigkeit, du Bettelhort! Vergänglich Sitte, Art, Kultur, geknüpft an Mode, Zeit und Wort. O Weltenschicksal! Unglücksspur! Sie treiben uns von einem Ort zum anderen. O Leidenskur! Wir ziehn… Continue Reading „Bettelhort“
Hansjörg Zauner (* 2. Dezember 1959 in Salzburg; † 30. Juni 2017) DAS ZERSCHELLEN DER WOERTER IN DEN BUCHSTABEN UND DARUEBER HINAUS DA VERWORTEN DIE BUCHSTABEN IM DARUEBER HINAUS ZU ZERSCHELLEN EIN ZERBUCHSTABEN DIE SCHELLEN IN DEN WOERTERN EIN DARUEBER HINAUS DAS DARUEBERHINAUS IN DEN… Continue Reading „in den buchstaben ein zerschellen“
Joseph Roth (* 2. September 1894 in Brody, Ostgalizien, heute Ukraine; † 27. Mai 1939 in Paris) Natur Hinter den Häusern der Stadt, dort wo die Verbotstafeln stehn, beginnt Gottes freie Natur, die den Menschen gehört. Parzelliert und in Grundbüchern eingetragen sind die Quellen, die Äcker, die Wälder, der Wind, die Tannen, die Eichen,… Continue Reading „Natur“
Paul Celan (geboren am 23. November 1920 in Czernowitz, damals Rumänien, heute Ukraine; gestorben vermutlich am 20. April 1970 in Paris) Wie sich die Zeit verzweigt, das weiß die Welt nicht mehr. Wo sie den Sommer geigt, vereist ein Meer. Woraus die Herzen sind, weiß die Vergessenheit. In Truhe, Schrein… Continue Reading „Wie sich die Zeit verzweigt“
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