Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
In der luft die viel zu schweren vögel über den östlichen gebieten
entlang der frontlinien von uns ungesehen falterhafte schwärme
sturzflüge das zittern in den böden
Keine post im kasten
keiner kommt auf besuch
Telefon wird mir zu teuer.
Bleibt das geliehene buch
Das ging schnell mit vergessen
Menschheitsdämmerung dahin
Halten die freunde? hält der kurs?
wer zahlt den statusgewinn?
die Kunst, sicher
ist dieses uralte umfriedete Land, dein
von alters, wir wohnen in deinem Land
Wie teilt man ein Bett? Setzt man einen Schwan hinein
lässt die Sonne hinter den Vorhängen kreisen? Katze und Hund
gesellen sich dazu. Katze am Fußende, der zarte Köter
zwischen Brust und Schlüsselbein.
Hier ruht der Schwärmer Haupt, der Bauern Arme-Ritter,
Es schmeckt ihm zwar der Tod, wie seinen Brüdern, bitter.
Doch glaubt: es sei sein Geist nicht gänzlich beigelegt,
Weil er sich heute noch in mancher Seele regt.
Birgit Kempker verlangt nicht wenig vom Leser, von der Leserin – allem voran dieselbe Offenheit, das Stimmenhören, die schnelle Beweglichkeit zwischen Sprachkonstruktion und Lebenskonstruktion, die auch ihre Texte aufweisen.
es ist wie die erinnerung an einen film
entsprechungen die aussehen wie dinge
aber keine sind
Die Tesla-Fliegen haben die Sonne verdunkelt. Ihr Summen hört man bis in die Antike. Beim Zeus, was ist das für ein Eichenbaum? Die gehängten Bürger baumeln im Wind, vom Kolibri des Todes leergesaugt.
Immer wieder die sensiblen jungen Männer
mit dem verstimmten Klavier
ihrer Herzen Not
Sehnsucht mit der rechten Hand
Einsamkeit mit der Linken
Klaviere im Regen der Zeit
Sie küßt mich spruchreif für die Gegenwart.
Man wirft mich roh auf irgend einen Tresen.
Ich werde ausgespuckt als faule Redensart
und war doch fast schon am Parnaß gewesen.
wahnwitz all dies dies hier zu sehen
wie
was das wort ist
sehen
flüchtig sehen
flüchtig zu sehen glauben
flüchtig zu sehen glauben wollen
Mitten im Totschlag
betritt Geißblatt das Haus
säugt die Zimmer
flurwärts
Schädel und Nebenhöhlen
ankert in der Schwebe
ausrißbereit.
Als es klein war, wollte dieses Gedicht ein Liebesgedicht werden, dann ein politisches, dann ein experimentelles.
bach schloß die augen, die schon bei sehenden zeiten so viel überirdisches geschaut hatten.
Weinte mit keinem Wort
Lebte vom Leben schon sehr weit entfernt
Legte an alles Geschehen längst
den Maßstab der Ewigkeit
Trat freiwillig unter ihr Schicksal
Hatte es schon »im voraus bejaht, sich ihm
im voraus gestellt« schrieb sie
Ulla Hahn: Gertrud Kolmar
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