Verwandtschaft

Noch einmal eins der Gedichte aus dem Deutschen von Felix Philipp Ingold. Die Gedichte dieses Büchleins (aus dem legendären Rainer Verlag) sind Umdichtungen, Parodien oder Übersetzungen von deutschen Gedichten aus dem klassischen und modernen Kanon jener Jahre aus dem Deutschen ins Deutsche. Wem das bekannt vorkommt, kann gerne hier kommentieren. Wenn nicht, auch gut, folgt am Abend die „Auflösung“.

Felix Philipp Ingold

Kaum Sympathie 
Für jenen Fisch
Mit dem die Fut
Verwandtschaft übt.

Der Slip schon feucht 
Wie schwarz vom Blut
Nicht einmal taugt 
Der Hunger trügt.

Sein Monogramm im Falz
Von bloßer Hand
Beweis
Er kann's.

Und er war da
Wer daran rührt
Bekommt die Schrift
Auf Stein diktiert.

Aus: Felix Philipp Ingold, Fremdsprache. Gedichte aus dem Deutschen. Berlin: Rainer, 1984, S. 23

1 Comments on “Verwandtschaft

  1. Ernst Jandl

    der tisch
    für marianne und max frisch

    viel sympathie
    für diesen tisch
    mit dem die hand
    verwandtschaft spürt

    die platte trägt
    man nur zu zweit
    kein zweites mal
    nach nebenan

    gravierte schrift
    vom holzwurm stammt
    der insgesamt
    ein schreibgerät

    von fern berührt
    der daran sitzt
    mit leichtem stift
    ein blatt papier

    Aus: Ernst Jandl, Werke 3, Luchterhand 2016, S. 475

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