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Veröffentlicht am 6. April 2022 von lyrikzeitung
Günter Herburger
(* 6. April 1932 in Isny im Allgäu, heute vor 90 Jahren; † 3. Mai 2018 in Berlin)
Lied Ich bin der Mann, der immer leichter wird, nicht weicher, Leute. Ich bin der Mann, der immer besser sieht, weil die Erfahrung wächst. Ich bin der Mann, der keinen Stolz mehr hat, je weniger er kriegt. Ich bin der Mann, der immer rücksichtsloser wird, aus Liebe und Verstand. Ich bin der Mann, der seinen Standpunkt wechselt, solange er noch lebt, der immer deutlicher und lauter fordert, Leute, daß er nicht trauern will, daß er das Glück erhofft für sich und jeden jetzt auf dieser Welt und der es nicht versteht, daß viele nicht so hemmungslos sich äußern, damit wir schneller uns verständigen und auch die Alten überrumpeln, die noch heftiger behaupten, sie hätten Kraft gehabt wie wir, obwohl sie wissen, daß auch wir dann sterben werden, doch hoffentlich nicht einsam so wie sie. Ich bin der Mann, der sich noch wehrt, damit es nicht zu spät sein wird. Ich bin der Mann, der sich oft irrt und der wie jeder bis zuletzt begehrt.
Aus: Margarete Hannsmann: Rauch von wechselnden Feuern. Günter Herburger: Der Fels der Lorelei. Gedichte. Berlin u. Weimar: Aufbau, 1978, S. 114
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Günter Herburger
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