Das Archiv der Lyriknachrichten | Seit 2001 | News that stays news
Veröffentlicht am 17. November 2020 von lyrikzeitung
Ricarda Huch
(* 18. Juli 1864 in Braunschweig; † 17. November 1947 in Schönberg im Taunus)
Zwei Liebesgedichte
Liebesreime XXXIV
Goldnes Liebchen, Sonne, Perle, Blume,
Und ihr Augen, liebe Weihnachtslichter!
Ja, wär‘ ich der Kaiser aller Dichter,
Dichtet‘ ich euch bald zu Ehr und Ruhme!
Soll mein Lied verklären dich auf Erden,
Nicht, wie jetzt, du meine Lieder weihn,
Müßtest du erst minder herrlich werden,
Oder ich ein größrer Dichter sein!
Aus:Gedichte von Ricarda Huch. Leipzig: Haessel, 1894, S. 225
Über Vertonungen
Dichterliebe.
Wär‘ ich Meister Rafael,
Malt‘ ich dich, wie er Madonnen,
Kämest nie mir vom Gestell,
Wärest immer mein Modell,
Aller Lieb‘ und Schönheit Bronnen,
Wär‘ ich Meister Phidias,
Formt‘ ich deine holden Glieder,
Käm‘ Apoll auch vom Parnaß
Voller Neid in mein Gelaß,
Dich nur schüf‘ ich immer wieder.
Wär‘ ich Meister Zebaoth,
Macht‘ ich dich zum Lieblingsengel;
Morgenrot und Abendrot
Dienten dir auf mein Gebot,
Und das Milchstraßengeschlängel.
Da ich nur ein Dichter bin,
Noch dazu ein unverlegter,
Droht Verlust dir statt Gewinn,
Tritt ein Bettler vor dich hin,
Und dein Herz von dannen trägt er.
Aus: Ebd. S. 18
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Ricarda Huch
Kann zu diesem Blog derzeit keine Informationen laden.
Neueste Kommentare