Schlagwort: Dorothea von Törne

15. Schönheit und Unrecht

Die literarische Landkarte des schwarzen Kontinents wäre entscheidend leerer ohne die im Heidelberger Wunderhorn Verlag herausgegebene Reihe „AfrikAWunderhorn“. Nach Einzelstimmen aus Uganda und Zimbabwe nun eine Lyrikanthologie aus Südafrika: Verse von vier Dichterinnen und vier Dichtern, geboren zwischen 1958 und 1983. Aus Charl-Pierre Naudés… Continue Reading „15. Schönheit und Unrecht“

15. Neues von Różewicz

Fast wäre er eine Legende zu Lebzeiten geworden: Tadeusz Różewicz, der die Dramenkunst erneuerte und als Dichter eine nach Wahrheit suchende „Anti-Poesie“ jenseits der schönen Formen entwickelte. Auch durch seine Essays war er eine moralische Institution geworden – bis er in den Achtzigerjahren verstummte.… Continue Reading „15. Neues von Różewicz“

11. Überraschungstour

Vergessen Sie alles, was Sie über russische Lyrik zu wissen meinten. Hier werden Sie auf eine Überraschungstour geschickt, denn Felix Philipp Ingold verweigert – wie er im Vorwort betont – das übliche „Rating“, in dem Großmeister wie Majakowski, Blok und Achmatowa ganz oben stehen.… Continue Reading „11. Überraschungstour“

14. Neufundland

Köhler komponiert rhythmisch, verschiebt kleinste Bedeutungsträger. In „Neufundland“ kommen Meret Oppenheim, Gertrude Stein und Elizabeth Bishop zu Wort, deren Gedichte sie übersetzt hat. In einem Porträt der mittelalterlichen Mystikerin Mechthild von Magdeburg ist vom „tanz der stimme jenseits von feststellungen“ die Rede. „Sprache in… Continue Reading „14. Neufundland“

13. Atmosphäre

„Die Heiterkeit der Luftschiffer“ („Hundstage“) und das Wahrnehmen einer „Feuer fangenden Zeit“ liegen gar nicht so weit auseinander. Zwischen ihnen entfacht das Gedicht seine knisternde Atmosphäre. Wer anspielungsreiche Verse mag und den Diskurs mit Dichtern wie John Keats, Emily Dickinson oder Johannes Bobrowski, der… Continue Reading „13. Atmosphäre“

12. Korrespondenzen

Im klangvollen Dialog miteinander können beide sich für Augenblicke in alles verwandeln, was ihnen begegnet – ein absurdes Rollenspiel. „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren / Sind Schlüssel aller Kreaturen“ – das Novalis-Zitat des Gedichts „Wer spricht“ könnte über dem ganzen Zyklus stehen. Nur… Continue Reading „12. Korrespondenzen“

38. Sprachmusik

Nein, die Verse des 1969 in Moskau geborenen Düsseldorfers sind Sprachmusik, immer wieder durchdrungen von sarkastisch wirkenden Disharmonien. Unreine Reime strapazieren das Ohr wie Zwölftonmusik. Ist es Leichtsinn oder Provokation, wenn sich „wieso nicht“ auf „Honig“ reimen soll*? Was der russische Komponist Alexander Skrjabin… Continue Reading „38. Sprachmusik“

37. Antidot

Gelegentlich komponiert er – wie im Falle John Ruskin – aus einzelnen Gedichtzeilen anderer Dichter etwas Neues. Der Dichter als Pirat? Viel Philosophisches, Botanisches, Kunst- und Kultur- und Geschichtswissen ist in den Versen aufgehoben oder als Material in den angehängten Anmerkungen verstaut. Mal sprengt… Continue Reading „37. Antidot“

36. Ausnahme

Allerlei Berühmtheiten sind scheinbar beiläufig zu vernehmen. Der Leser lauscht amüsiert einer Stichelei zwischen Robert Walser und Friedrich Nietzsche. Antike Götter schlurfen vorbei, Kierkegaard dröhnt gelehrt im Kopf. Dazu gesellen sich Diva und Dealer und andere skurrile Wesen. Nur Haydn hat für alles einen… Continue Reading „36. Ausnahme“

35. Museum der abgehalfterten Dinge

Außer Gebrauch geratene Heilpflanzen wie das „Gemeine Herzgespann“ haben es ihm angetan. Das Wildkraut beschreibt er bis ins kleinste Detail. Bei aller Pedanterie haben Kirstens Verse Rhythmus, Melodie und Pointe. Sie konservieren nicht nur, sie bewahren vergangene Kultur, auch verloren gegangene Sprachkultur. Im Hessischen… Continue Reading „35. Museum der abgehalfterten Dinge“

95. Hommage an das Meer

Verhinderte ihr Ruf als Ikone des Feminismus den klaren Blick auf ihre Poesie? Endlich erscheint, fast 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung, ihre Hommage an das Meer in deutscher Übersetzung. Sie ist vorzüglich gelungen. Da wird die ungewöhnliche „SeaRose“ eben nicht zur profanen „Strandrose“, nichts… Continue Reading „95. Hommage an das Meer“

111. Glaube und Ungewissheit

In seinem sechsten Gedichtband baut Christian Lehnert seine mystischen Klang-Kathedralen zu wohnlichen Gebets-Hütten um. … Lehnerts „Aufkommender Atem“ bewegt sich in melodiösen Rhythmen um die Themen Anfang und Ende, Wahrheit und Gott. Christian Lehnert: Aufkommender Atem. Suhrkamp, Berlin. 99 S., 19,90 Euro. Volker Sielaff nähert sich den… Continue Reading „111. Glaube und Ungewissheit“

31. Kaffee. (Wiederbelebung)

Der Einzelgänger war nicht nur ein glänzender Theoretiker, sondern auch ein sinnenfreudiger, humorvoller Mensch, zugetan den kulinarischen Genüssen: „Ein Gedicht ist ein Kaffee. (Wiederbelebung)“. Gern mixt man sich sein „Parfait Martinique: Mockamousse, Rum drüber, ein Klecks Schlagsahne obendrauf“. / Dorothea von Törne, Die Welt… Continue Reading „31. Kaffee. (Wiederbelebung)“

30. Bissiger Biermann

Wie haben wir Biermanns legendäre „Drahtharfe“ geliebt, jene ersten, bei Klaus Wagenbach veröffentlichten Balladen, Lieder und Gedichte aus eigener Feder! Sein entschiedenes „Warte nicht auf bessre Zeiten“ und die „Ausbürgerung“ aus dem verhassten DDR-Staat nach seinem berühmten Kölner Konzert 1976 machten den Liederdichter zur… Continue Reading „30. Bissiger Biermann“

92. Murrays Verse

Der australische Dichter Les Murray gilt seit Jahren als Literaturnobelpreisanwärter. In seinen Versen überträgt er die Sprache der Natur in geschmeidige Rhythmen, versetzt sich in Fauna und Flora hinein, beobachtet „grasende Tiere / an den Steilhängen der Erde“. Mit Pferden, Fischen, Spinnen, Katzen und… Continue Reading „92. Murrays Verse“