Doch allzu kurz sind die Momente, in welchen Bonné die Pupillen weit stellt und Holzschachteln skizziert oder „Tuschzeichnungen von Blumen, / die es auf der Welt überhaupt nicht gab“. Am Ende ist er wieder bei seinen Diagnosen über das „nervöse Jahrhundert“ angelangt, die so gefällig sind, dass sie jedes Detail in einer süßen Wässrigkeit auflösen: „Hibiskus, Held, es wird Zeit: so zu blühen, / mit zwei grauen Sonnen auch nachts. / Keine Wendemöglichkeit: die Augen verzuckert, / ist die Blume im Spiegel verschwommen.“
NICO BLEUTGE, FR 12.7.03
MIRKO BONNÉ: Hibiskus Code. Gedichte. DuMont Literaturverlag, Köln 2003. 96 Seiten, 17,90 Euro.
Die letzte Lyrikpost hatte zwei Beiträge mit dem Namen „Michael Braun“ – hier ein Hinweis von einem der zwei MBs:
was übrigens lustig ist: Der Rezensent von GRÜNBEIN in der NZZ ist nicht derselbe Michael Braun, der Mirko Bonné in der FR rezensiert hat.
Will sagen: Grünbein-Rezensent ist der M. Braun der Konrad-Adenauer-Stiftung (Bonn/Merzenich), der Bonné-Rezensent M. Braun ist der Heidelberger Kritiker, also meine Wenigkeit.
Gut also, daß das geklärt ist. (Nun frage ich mich, ob ein „Michael Braun“, von dem ich in der taz gelegentlich Politisches gelesen habe, der Bonner ist oder noch ein Dritter. Aber das gehört beiläufig nicht hierher.) Hier ein schon etwas länger zurückbleibender Beitrag von (offenbar!) dem Heidelberger Michael Braun. Der Beitrag erschien schon im Januar in der Basler Zeitung und erinnert an noch länger Zurückliegendes – seit 50 Jahren Ungedrucktes! ein Autor, von dem zwar nicht, aber mittlerweile wenigstens über den publiziert wird:
Nach [Rainer Maria] Gerhardts Freitod im Juli 1954 blieben alle Versuche, seine literarische Lebensleistung mit einer Werkausgabe seiner Schriften und Briefe zu würdigen, ohne Erfolg. Eine von Helmut Salzinger und Stefan Hyner 1988 in der Edition Head Farm vorgelegte Dokumentation «über das Nachleben des Dichters Rainer Maria Gerhardt» gelangte nicht in den Handel, weil Gerhardts Söhne eine «Einstweilige Verfügung» erwirkten.
Dass sich die literarischen Spuren Gerhardts nie ganz verloren haben, ist indes dem Freiburger Buchhändler und Benn-Archivar Fritz Werner (1907-1996) zu verdanken, der als ein früher Mentor Gerhardts nach dessen Freitod immer wieder auf den Autor hingewiesen hat. Auch die jetzt erschienene konzise Gerhardt-Studie des Literaturwissenschaftlers Uwe Pörksen verdankt viel dem Sammeleifer Werners. Es ist die erste Studie, die – bei aller Kritik an der «vorausgreifenden Requisitenpoesie» der «fragmente» – Gerhardts famose Leistungen als Pound-Übersetzer würdigt. Der ans Ende gesetzte Appell, endlich eine offizielle Gerhardt-Werkausgabe zu realisieren, unterschlägt allerdings den Umstand, dass zumindest im Internet eine solche Ausgabe bereits existiert. Der Publizist Franz Josef Knape, der 1995 eine erste Dissertation über Rainer Maria Gerhardt vorlegte, hat sämtliche veröffentlichten Gedichte und Briefe des poetischen Nomaden Gerhardt auf seiner Homepage ins Netz gestellt. Zumindest hier (Edition ReSource) lässt sich nachlesen, wie berechtigt Arno Schmidts Fürbitte war.
/ Michael Braun, Basler Zeitung 4.1.03
Uwe Pörksen: «Wenn einer dafür lebt, was Dichtung ist». Rainer Maria Gerhardts Fragmente. Verlag Ulrich Keicher, Warmbronn. 40 S., Fr. 18.-.
fragmentefür renate
der wind bricht auf diese nacht CATULLUS |
/ 11.7.03
Über ein deutsch-amerikanisches Treffen der poetischen Art berichtet Edward Hirsch in der Washington Post *) vom 10.7.03:
Rainer Maria Rilke was 31 years old and living in Paris when he wrote his searching, off-balance sonnet „Self-Portrait in the Year 1906.“ My favorite translation, if that is the right word, is Robert Lowell’s version in Imitations, a book that can now be reread in Frank Bidart and David Gewanter’s magnificent new edition of Lowell’s Collected Poems.
Lowell took his idea of „imitation“ from Dryden, who in turn borrowed the term from Crowley. „I take imitation of an author . . . to be an endeavour of a later poet to write like one who has written before him, on the same subject,“ Dryden declared in „Ovid and the Art of Translation“ (1680); „that is, not to translate his words, or be confined to his sense, but only to set him as a pattern, and to write as he supposes the author would have done, had he lived in our age, and in our country.“
Self-Portrait
The bone-build of the eyebrows has a mule’s
or Pole’s noble and narrow steadfastness.
A scared blue child is peering through the eyes,
and there’s a kind of weakness, not a fool’s,
yet womanish — the gaze of one who serves.
The mouth is just a mouth . . . untidy curves,
quite unpersuasive, yet it says its yes,
when forced to act. The forehead cannot frown
and likes the shade of dumbly looking down.
A still life, nature morte — hardly a whole!
It has done nothing worked through or alive,
in spite of pain, in spite of comforting . . .
Out of this distant and disordered thing
something in earnest labors to unroll.
Selbstbildnis aus dem Jahre 1906
Des alten lange adligen Geschlechtes
Feststehendes im Augenbogenbau.
Im Blicke noch der Kindheit Angst und Blau
und Demut da und dort, nicht eines Knechtes
doch eines Dienenden und einer Frau.
Der Mund als Mund gemacht, groß und genau,
nicht überredend, aber ein Gerechtes
Aussagendes. Die Stirne ohne Schlechtes
und gern im Schatten stiller Niederschau.
Das, als Zusammenhang, erst nur geahnt;
noch nie im Leiden oder im Gelingen
zusammengefaßt zu dauerndem Durchdringen,
doch so, als wäre mit zerstreuten Dingen
von fern ein Ernstes, Wirkliches geplant.
Hier noch eine Besprechung aus dem San Francisco Chronicle vom 13.7.03
Robert Lowell
Collected Poems
Edited by Frank Bidart and David Gewanter
FARRAR, STRAUS & GIROUX; 1,186 PAGES; $45
Ich stimme meinem alten Freund Harold Pinter zu, dessen Antikriegsgedichte „Wars“ Elisabeth Plessen und ich gerade übersetzt haben – erscheinen übrigens demnächst. /
Sagt Peter Zadek im Spiegel (wo wir den politischen Rest auch gerne lassen…)
Hier eine britische Debatte um Pinters Gedichte
Hier sein Gedicht „God bless America“, Guardian 22.1.03
Hier der Guardian über das Buch und Pinters Nazi-Vergleich
Da ich Pinters Text nicht gefunden habe, hier sozusagen ein Gegenspieler:
A number of the sayings of the US Secretary of Defense have been collected by the journalist Hart Seely and set as verse. Most of the poems in Pieces of Intelligence: The Existential Poetry of Donald H. Rumsfeld (Simon and Schuster, £8.99) are short enough to be sent by text message. Here’s ‚In the Red Sea‘:
The Red Sea begins and ends.
And then there’s an area
Just beyond the Red Sea,
And it may very well be
That people choose to do it
Before they get in the Red Sea
Or after they’re in there –
Possibly, probably, certainly.
In ‚Doing the Capable‘, Rumsfeld says:
The United States isn’t going to do anything
That it’s not capable of doing:
And if we do something,
We’ll be capable of doing it.
/ LRB 13/03
Vielleicht erstaunt im Band am meisten die kraftvolle Weise, wie Mayröcker Wörter und Worte schleudert, manchmal scheinbar maßlos, gleichwohl stets gemessen mit der Elle „gelungen oder nicht“, bringt sie doch, wie sie schreibt, der Gedanke an ein missratenes Gedicht um den Schlaf. Der viel erfahrenen, viel erduldenden Dichterin stehen nicht nur höchste Sensibilität und reiche Kenntnisse, ihr stehen Passion und Pathos zu Gebote. Abgesehen von der Meisterschaft, ist ihr Dichten von abgeklärter, heiter-stiller Alterslyrik weit entfernt:
in den Mund diesen Tag in den Mund (nehmen) auf die
Zunge
auf der Zunge zergehen lassen diesen Tag: der
Geschmack bitter. Diese in Mund auf die Zunge
genommenen Tage alle bitter – aber laut schreiend
diese Tage laut schreiend daß ich sie wieder ausspucken solle
daß ich sie wieder ausspucke da spucke ich auch HERZ aus
Fransen von Herz auch Fasern (zu sehr ins Bild?) alles
voll Blut Fransen blutrot auf Estrich, ich weiß nicht
HERZ ausgespeit, spucke mich selbst aus, spucke HERZ aus,
ROHE VERZWEIFLUNG, schreie brülle möchte
irgendwohin
irgendwie weg, auf hohe Bäume Berge Spitzen von Blumen
Gewölk oder was…
Viele Gedichte schreien und brüllen so, schamlos, rücksichtslos, doch wird Mayröcker in den Gefühlsausbrüchen nie sprachlos, bleibt immer wahrhaftig über die Schmerzgrenze hinaus. / Rolf-Bernhard Essig, Die Zeit 29/03
Nor is it a simple matter of journalists and letter writers being drunks and poets needing to abstain. Who can forget Ezra Pound’s lines about:
How Johnson (Lionel) died
By falling from a high stool in a pub
But showed no trace of alcohol
At the autopsy, privately performed –
Tissue preserved – the pure mind
Arose toward Newman as the whisky warmed.
Some writers, of whom Scott Fitzgerald is a triumphant example, actually do their best work when drunk. I suspect that Eliot’s The Waste Land was written, much of it, when drunk. / A.N. Wilson, Telegraph 7.7.03
Eine neue Anthologie ist Venezuela gewidmet und stellt 60 Dichterinnen und Dichter mit Gedichtproben, zweisprachig, spanisch und französisch, vor. Von keinem Schriftsteller existiert bis heute ein Einzeltitel in hiesigen Verlagen, was jedoch nicht an der Qualität des Schaffens liegt. In diesem Sinne handelt es sich bei der Anthologie auch um einen Fächer an Empfehlungen, Dichter aus Venezuela nicht nur informativ wahrzunehmen, sondern einmal wirklich kennen zu lernen. Zu nennen sind zehn renommierte Autoren Venezuelas: Vicente Gerbasi, Juan Liscano, Luz Machado, Juan Sánchez Peláez, Ida Gramcko, Rafael Cadenas, Ramón Palomares, Juan Calzadilla, Eugenio Montejo und Santos López. Ein unentbehrlicher Band für die Scouts der venezolanischen Poesie. / NZZ 5.7.03
Diana Lichy: Poésie vénézuélienne du XX e siècle. Zweisprachige Ausgabe, Französisch/Spanisch. Übersetzung Nicole Priollaud und François Migeot. Editions Patiño, Genf 2002. 429 S., EUR 21.-.
Poesie als Performance hat Zugkraft.
Dabei sah es fast so aus, als wäre die gute, alte Lyrik ein Auslaufmodell. Ein armes Ding. Elitär und so was von egal. Denn: Wer liest schon noch Gedichte? Ist Lyrik nur was für Ewiggestrige? Im Gegenteil. Selten war Lyrik so quicklebendig wie heute – nur nicht unbedingt auf dem Papier. Die Poesie von jetzt lebt in Cafés, Clubs und auf der Straße. Gedichte werden geschrien, hingerotzt und gesungen, und am Ende wird ordentlich getanzt und gefeiert. In Berlin platzen Leseorte wie das Kaffee Burger regelmäßig aus allen Nähten. Der amüsierwillige Großstädter hat seine poetische Ader entdeckt – fernab von literaturwissenschaftlichen Zirkeln. Die Lyrik pulsiert dort, wo man sonst ganz unprosaisch ins Bierglas glotzt. Hauptsache ist, sie unterhält und zwar mit einem extrabreiten Augenzwinkern. Oder mit ein paar Special Effects. Krisenzeiten sind Lyrikzeiten. …
„Vielleicht ist das die erste schlagwortlose, die erste No-Name Generation überhaupt,“ staunt er [Gerhard Falkner]. Wie befreiend! „Das Leben blendet. Die Lyrik erschafft daraus einen Blick. Der Blick klingt gut“, merkt Falkner. So simpel und so wahr. Die Lyrik von jetzt kann sich lesen lassen. „manchmal ist das leben ein/ kleiner billiger film den du/ nicht mehr nachsynchronisieren/ musst“ dichtet Ostermaier. Das sitzt. Die Lyrik holt aus – selten klang sie dabei so fit. / Johanna Merhof, Die Welt 4.7.
Poesie als Performance hat Zugkraft.
Dabei sah es fast so aus, als wäre die gute, alte Lyrik ein Auslaufmodell. Ein armes Ding. Elitär und so was von egal. Denn: Wer liest schon noch Gedichte? Ist Lyrik nur was für Ewiggestrige? Im Gegenteil. Selten war Lyrik so quicklebendig wie heute – nur nicht unbedingt auf dem Papier. Die Poesie von jetzt lebt in Cafés, Clubs und auf der Straße. Gedichte werden geschrien, hingerotzt und gesungen, und am Ende wird ordentlich getanzt und gefeiert. In Berlin platzen Leseorte wie das Kaffee Burger regelmäßig aus allen Nähten. Der amüsierwillige Großstädter hat seine poetische Ader entdeckt – fernab von literaturwissenschaftlichen Zirkeln. Die Lyrik pulsiert dort, wo man sonst ganz unprosaisch ins Bierglas glotzt. Hauptsache ist, sie unterhält und zwar mit einem extrabreiten Augenzwinkern. Oder mit ein paar Special Effects. Krisenzeiten sind Lyrikzeiten. …
„Vielleicht ist das die erste schlagwortlose, die erste No-Name Generation überhaupt,“ staunt er [Gerhard Falkner]. Wie befreiend! „Das Leben blendet. Die Lyrik erschafft daraus einen Blick. Der Blick klingt gut“, merkt Falkner. So simpel und so wahr. Die Lyrik von jetzt kann sich lesen lassen. „manchmal ist das leben ein/ kleiner billiger film den du/ nicht mehr nachsynchronisieren/ musst“ dichtet Ostermaier. Das sitzt. Die Lyrik holt aus – selten klang sie dabei so fit. / Johanna Merhof, Die Welt 4.7.03
Zum dritten Mal bringen die Literaturhäuser von sechs deutschen Großstädten und des österreichischen Salzburg auf originelle Weise Poesie unters Volk.
Poetischer Wetterbericht gefällig? Bitte schön: „und was für eine sonne diesen morgen“. Das Gedicht, das so beginnt, klebt an Plakatwänden und Litfaßsäulen in Köln, Berlin, Hamburg, München, Frankfurt am Main, Stuttgart und Salzburg. Auf demselben Plakat scheint ein Schlager anzuheben: „Mensch Lili dieser Tag / ist schön die Häuser stehen in / der Sonne und knöpfen sich die Hemden / auf…“
Die Sonne am Morgen wird besungen von der Rumänin Nora Iuga, die Sonne auf den Häusern von Herta Müller. Zwei Frauen beschwören fantasievoll den Tag. Sie verharren nicht beim Schön-Wetter-Vergnügen. Nora Iuga denkt schon an die Nacht, „wenn das finale des sterns sich / auf die himmelsleinwand schreibt“, so dass der Himmel plötzlich zum Bild verblasst, als säßen wir im Kino. Und Herta Müller mahnt mit einem tollkühnen Vergleich sogar an den Tod: „…die Treppen ziehen / sich wie beim Begräbnis unsrer / Stenografin das Akkordeon…“. / Rainer Hartmann, Kölner Stadtanzeiger 4.7.03
ist jüngst der Deutsche Hörbuchpreis in der Kategorie «Beste Innovation» zugesprochen worden. «In der jungen Geschichte des Mediums», heisst es in der Begründung der Jury, sei es «das im Verhältnis von Schrift und Klang innovativste und konsequenteste Hörbuch». / Martin Zingg, NZZ 2.7.03
Christian Scholz / Urs Engeler (Hg.): «Fümms bö wö tää zää Uu». Stimmen und Klänge der Lautpoesie. Urs Engeler Editor, Basel 2002. 448 S., 1 CD, Fr. 80.-.
Eine fortgeschriebene, frei zugängliche Biblio- und Diskographie zur internationalen Lautpoesie bietet der Verlag im Internet an: http://www.engeler.de/scholzbiblio.html.
Das Poesiefestival Berlin präsentiert vom 26. Juni bis zum 5. Juli 2003 zeitgenössische Dichtung in ihrer ganzen Vielfalt, als Wortkunst oder in der Symbiose mit Musik, Tanz und Performance. Über 100 Künstler/innen aus 13 Ländern sind zu Gast. Ob von hier oder anderswo – die eingeladenen Dichter/innen und Künstler/innen vermitteln in Auftritten und Gesprächen mehr als nur Einblicke in die überaus formenreichen Welten zeitgenössischer Poesie.
Im Mittelpunkt des Festivals steht in diesem Jahr Australien . In down under treffen die Kulturen Europas, Asiens, Amerikas und der australischen Ureinwohner/innen aufeinander und bilden eine einzigartige Kulturlandschaft. Was an australischer Kunst fasziniert, ist der Umstand, dass es ein sehr stark ausgeprägter und positiv besetztes Verhältnis zu körpersprachlichen Mitteln gibt und orale Kommunikationstechniken emanzipiert verwendet werden. Kommunikation ist dort ohnehin das zentrale Thema. Entsprechend haben die Australier die neuen Medien vorbehaltlos, ja freudig begrüßt und sind in den kunstbezogenen Anwendungen tonangebend.
Das Poesiefestival Berlin überrascht mit Poesie, getanzt an einer 70 Meter hohen Berliner Fassade, mit Klängen im Zwischenreich von Sprache und Musik, mit dem faszinierenden Spiel von Text und Tanz. Poesie als Initialzündung für darstellende und digitale Kunst.
Dr. Thomas Wohlfahrt
Direktor der literaturWERKstatt berlin
Festivalleiter
Über das Programm im „Tagesspiegel “
Resumé, Jörg Magenau, FAZ 1.7.03
Bericht, BZ 1.7.03
Zum 80. Geburtstag der polnischen Lyrikerin Wislawa Szymborska schreibt Eva Krafczyk, Schaffhauser Nachrichten 1.7.03:
Die Dichterin lebt zurückgezogen in Krakau. Sie legt grossen Wert auf ihre Privatsphäre und meidet den «Kulturzirkus». Ein Privatsekretär lehnt seit Jahren routinemässig Interviewwünsche und Einladungen zu Lesungen freundlich, aber bestimmt ab. «Ich bin keine kulturelle Institution», sagte die 1923 in der Nähe von Posen (Poznan) geborene Szymborska in einem ihrer seltenen Interviews. «Ausserdem kann ich mich nicht ständig zeigen und von acht Uhr morgens bis zehn Uhr in der Nacht reden, reden, reden. Ich muss Zeit zum Schweigen haben. Poesie entsteht im Schweigen.»
Weitere Beiträge: Peter Mohr, BZ 1.7.03
Der mit 10 000 Euro dotierte Hölderlin-Preis 2003 von Stadt und Universität Tübingen wird an Marcel Beyer verliehen. Die Auszeichnung für das epische und lyrische Gesamtwerk des 1965 im württembergischen Albstadt-Tailfingen geborenen und in Dresden lebenden Literaten wird am 21. Oktober überreicht.
Am kommenden Freitag (4.7. 20.00 Uhr) liest Marcel Beyer im Greifswalder Koeppenhaus (Literaturzentrum Vorpommern)
/ 1.7.03
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