Kategorie: Europa

Am Monmerte

Gemeiner Herkunft bin ich zwar,
Mein Vater bloß ein Säufer war
Der Rue Berthe.
Doch hausen seit ’ner Ewigkeit
Ich und die Meinen ohne Streit
Am Montmerte.

Wo soll man da hin?

Auf Befehl von oben
schießen sie in den Rücken
mit Gummifeuerwerk und scharfem Bling-Bling.

Wo soll man da hin, liebe Eurydike, sag mir,
wohin?

Von der unerwarteten Liebe

Tausend persische Pferdchen schliefen
auf dem mondhellen Platz deiner Stirn,
und vier Nächte lang umschlang ich
deine Lenden, diese Feinde des Schnees.

Feuerzungen

Wir tauschten Blicke
und ich war der Verwundete.

Cruzamos miradas
y yo fui el herido.

Heinz Czechowski (1935-2009)

Erziehungsberechtigt,
Und doch
Ständig erzogen von meinen Erziehern,

Mit gelockerter Zunge
Mündig geworden,
Und doch
Ständig mich anhaltend, den Mund zu halten,

Geh ich
Noch immer im Kreis.

„Dem Dichter kann sie sein Gedicht nicht rauben“

Hat sie uns vieles auch geraubt, die Zeit,
Dem Dichter kann sie sein Gedicht nicht rauben,
Noch dir und mir, woran wir Beide glauben,
Gehn wir nur immer unsern Weg zu zweit.

Vu nemt men a bisele Glik

und der Kapo
im Schatten der Erde.
Die im Winde klirrenden »links«.
Und der Kapo trunken von Küssen:
Vu nemt men a bisele mazl.

als mir die sprache abhanden kam

als mir die sprache abhanden kam
vielleicht trank ich gerade kaffee
oder schlug eine zeitung auf.
vielleicht zog ich die vorhänge zu
oder sah auf die straße, als sie
mich verließ, ich dachte noch,
was für ein röcheln

Aus den briefen an unbekannte

gerhard, frage ich mich
wie schreibt man ein fettes gedicht
#TillmannSeverin #GerhardFalkner

mer šprahen

šprahen der mušel
šprahen des merbaums
merere šprahen

Kind von Traurigkeit

Ich bin ein Kind von Traurigkeit.
Vor meinen Augen sah Stirn Welt.
Krone trug ich stets um m Hals.
Gut Freund mit der Betonung früh.
Ich bin ein Kind von Traurigkeit.

Kultur

Er ist fünfundvierzig.
Im Schmetterlingsstil
schwimmt er durch seinen
eigenen Mist von klein auf.
Das ganze Zimmer ist voll.

Paul Pörtner 100 (Neue Musik und Neue Poesie)

die stählernen engel der dinge
holen uns ein.

Frederike Frei 80

Wo wohnen die Wörter im
Schlaf in der Stille des
Sturms im ruhig Blut im
unwirschen un in der
Einsilbe Nein, im Nachhall
des Ja, immer im Nimmer, im
Zimmergrau, im Immerblau

Rufe zur Nacht

Ich, der Dichter Jesse Thoor –
dem Zünglein, Zeh und Ohr
und die Seele fror!