Auf den Tod von DichterInnen

Lawrence Ferlinghetti

(* 24. März 1919 in Yonkers, New York; † 22. Februar 2021 in San Francisco, Kalifornien)

Aus: Elegie auf den Tod von Kenneth Patchen

Ein Dichter wird geboren Ein Dichter stirbt Und alles was dazwischen liegt

sind wir und die Welt

Und die Welt bringt Lügen darüber tut als hätte sie seine Botschaft verstanden dabei ist sie aus Dichtung aber der Welt größter Teil wünscht ihn einfach vergessen zu können und seine so seltsamen Prophezeiungen

Samt all den andern seltsamen Dingen die er sagte über die Welt allzu wahr nur und die ihnen Angst machten vor ihm mehr als daß sie ihn liebten obwohl er viel von Liebe sprach Samt all den Warnungen die er äußerte und die dann falscher Alarm waren wenn auch nur für den Augenblick die alle ihnen Angst machten vor seiner Zunge mehr als daß sie ihn liebten Obwohl er viel von Liebe sprach und niemals lebte durch »Schweigen, Verbannung & List« und ein lauter Kriegsdienstverweigerer war und Gegner der Tode die wir täglich einander geben obwohl wir viel von Liebe sprechen Und wenn solch einer stirbt sollten sogar die Todesagenten aufmerken und die Scheiße aus ihren Flügeln schütteln in Air Force One Aber sie tun’s nicht Und die Scheiße fliegt noch immer

Dies ist der Anfang eines Gedichts, die erste Seite eines Buches. Das Original ist in Strophen nach Art Hölderlinscher „rhapsodischer Oden“ eingeteilt – Reihen von Zeilen, jede etwas weiter rechts eingerückt. Ich probiere es einmal in Prosa – an den Großbuchstaben im Innern erkennen Sie Zeilenanfänge, aber vielleicht braucht man sie nicht. Das Original steht in: Lawrence Ferninghetti, Gedichte. Aus dem Amerikanischen von Wulf Teichmann. Hanser 1980, S. 7.

Hier kann man das Gedicht im Original sehen und hören

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