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Veröffentlicht am 24. März 2020 von lyrikzeitung
Friedrich Hölderlin
(* 20.März 1770 in Lauffen am Neckar; † 7. Juni 1843 in Tübingen)
Aussicht
Der off’ne Tag ist Menschen hell mit Bildern,
Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget,
Noch eh‘ des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget,
Und Schimmer sanft den Glanz des Tages mildern.
Oft scheint die Innerheit der Welt umwölkt, verschlossen,
Des Menschen Sinn von Zweifeln voll, verdrossen.
Die prächtige Natur erheitert seine Tage,
Und ferne steht des Zweifels dunkle Frage.
D. 24. Merz 1871
Mit Unterthänigkeit
Scardanelli.
Dieses Gedicht aus Hölderlins Zeit im Tübinger Turm wurde zuerst in einem Nachruf auf Hölderlin von Friedrich Wilhelm Hackländer in der Kölnischen Zeitung vom 23. Juni 1843 gedruckt. 1870 erschien das Gedicht noch einmal in einem Artikel zu Hölderlins 100. Geburtstag mit einigen textlichen Abweichungen und der Behauptung, es bei einem Besuch im Mai 1843, also in den letzten Lebenswochen des Dichters, erhalten zu haben. 1983 erwarb das Literaturarchiv Marbach die Handschrift, vermutlich Hackländers, mit der Datierung: „Den 12 April 1842 / von Hölderlin, dem Unglüklichen geschrieben“.
In der Stuttgarter Ausgabe Friedrich Beißners lautet die fingierte Datierung Hölderlin-Scardanellis: 24. März 1671, was auf den zweiten Druck von 1870 zurückgeht und erst durch die Handschrift auf 1871 korrigiert wird.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Friedrich Hölderlin
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Die als Scardanelli geschriebenen Gedichte Hölderlins gehören mit Sicherheit nicht zu seinen besten. Aber dieses Gedicht berührt mich. Diese Gedicht gibt seinem Seeelenzustand ein Bild.
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