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Veröffentlicht am 4. September 2019 von lyrikzeitung
Fenton Jonson
(* 7. Mai 1888, Chicago, † 17. September 1958, Chicago)
MÜDE
Ich bin müde der Arbeit. Bin müde, an andrer Zivilisation zu bauen.
Wir wollen ausruhn, M’Lissy Jane.
Ich will hinunter in den Chance Salon, ein oder zwei Liter
Whisky saufen, ein oder zwei Würfelspiele spielen und
den Rest der Nacht auf dem Schanktisch verschlafen.
Laß unser altes Heim verrosten. Die Kleider der Weißen
sollen zu Staub werden und die Calvary-Baptistkirche zerbröckeln.
Verbring deine Tage damit, deinen Mann zu vergessen,
und in den Nächten bettle um warmen Whisky, den
Mike den Kokotten hinten im Chance Salon serviert.
Ersäuf unsre Kinder. Zivilisation bescherte uns zu viele.
Für einen Schwarzen ist der Tod das Beste.
Reiß die Sterne aus dem Himmel. Sterne zeichnen unser
Schicksal. Die Sterne zeichneten unser Schicksal.
Müde bin ich der Zivilisation.
Aus: Die neue Welt. Eine Anthologie jüngster amerikanischer Lyrik. Hrsg. u. übersetzt von Claire Goll. Berlin: S. Fischer, 1921, S. 73
Kategorie: Englisch, USASchlagworte: Claire Goll, Fenton Jonson
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