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Veröffentlicht am 30. August 2019 von lyrikzeitung
Martin Winter
Nach Wang Wei (701-761)
Aus: Martin Winter: Der Mond muss perfekt sein. She has to be perfect. Mit 27 Übersetzungen von Yi Sha. Wien: fabrik.transit, 20
Martin Winters Version „nach Wang Wei“ hat genau so viel Silben wie das Original, sechs mal fünf. Da im deutschen mehrsilbige Wörter kaum vermeidbar sind, hat der Nachdichter bei diesem Verfahren weniger Wörter zur Verfügung als das ohnehin wortkarge Chinesische. Früher hielten deutsche Nachdichter es in dieser Knappheit nicht für poetisch und pumpten deshalb die Gedichte auf. Hans Bethge braucht 86 Wörter (das Chinesische höchstens 30). Nachdichtung als Kommentar:
Der Abschied des Freundes
Ich stieg vom Pferd und reichte ihm den Trunk
Des Abschieds dar. Ich fragte ihn, wohin
Und auch warum er reisen wolle. Er
sprach mit umflorter Stimme: Du mein Freund,
Mir war das Glück in dieser Welt nicht hold!
Wohin ich geh? Ich wandre in die Berge.
Ich suche Ruhe für mein einsam Herz.
Ich werde nie mehr in die Ferne schweifen. –
Müd ist mein Fuss und müd ist meine Seele. –
Die Erde ist die gleiche überall
Und ewig, ewig sind die weissen Wolken…
Gustav Mahler verwendete Bethges Text (der auf eine französische Vorlage zurückging) in „Das Lied von der Erde“. Bethges Sammlung „Die chinesische Flöte“ gibt es in einer modernen Ausgabe beim YinYang Media Verlag.
Kategorie: China, ChinesischSchlagworte: Gustav Mahler, Hans Bethge, Wang Wei
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Siehe auch WANG WEI’S GRAVE https://banianerguotoukeyihe.com/2019/05/10/wang-weis-grave-%e7%8e%8b%e7%bb%b4%e5%a2%93/
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Danke! Freut mich sehr. Ich bin Martin Winter. „Abschied“ ist in meiner Version auf Deutsch zuerst in der NZZ erschienen. Verlagsinformationen zu meinem oben erwähnten dreisprachigen Buch „Der Mond muss perfekt sein“ finden Sie auf http://www.fabriktransit.net
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die Version von Winter ist wirklich stark und erzeugt eine wunderbare Spannung
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