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Veröffentlicht am 8. August 2019 von lyrikzeitung
Horst Samson
GEBET
Der du bist im Exil,
Verschwiegen werde dein Name, dein Wille
Vergehe ungeschehen auf Erden wie im Himmel
Das tägliche Brot. Dein Reich
Verschimmele, wie Dein Körper, deine
Wörter sind schnell und schuldig, sie vergeben
Nichts wie auch wir dir nie vergeben.
Es treffe dich das Böse, wo immer
Du bist, und nehme dir alles – das Land
Und die Kraft und deine Herrlichkeit,
Das ewige Amen und die Sprache. Deine Gedärme
Sollen rosten, dein Hirn
Soll verglühen wie ein Komet im Nichts
Des Exils, wo auch du ein Niemand bist
Wie dein Name. Wie
Dein Name!
Aus: Horst Samson: Heimat als Versuchung. Das nackte Leben. Literarisches Lesebuch. Ludwigsburg: Pop, 2019 (2. erweiterte Ausgabe), S. 166
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Horst Samson
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