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Veröffentlicht am 31. März 2016 von lyrikzeitung
Für den Leser zählt am Ende nur das Leseerlebnis, nicht die menschliche Autorschaft. Der Autor wiederum könnte, wie von Dahl oder Leiber beschrieben, zum literarischen Art-Director werden, der Handlungen und Figuren skizziert; ein kreativer Algorithmus generiert dann den Roman aus diesen Elementen. Zumindest die Autoren der Unterhaltungsliteratur dürften dieser Revolution zum Opfer fallen, ebenso deren Verlage und die Buchhandlungen. Globale Medienkonzerne werden die Themen wie den Markt dominieren.
Es sei denn, die Leser entscheiden sich doch gegen dieses Szenario und somit gegen journalistische und literarische Texte, die nichts Authentisches, Empfundenes, Erlebtes, Erduldetes, Erdachtes, Reflektiertes zu bieten haben, sondern nur die Simulation menschlicher Gedankengänge und Gedankenspiele. Setzte sich eine derartige Textgenese durch, dann würde der menschliche «Weltinnenraum», wie ihn Rainer Maria Rilke genannt hat, zu einer residualen Kategorie schrumpfen und einer Hochliteratur vorbehalten bleiben. / Bernd Flessner, NZZ 31.3. (darin auch Stochastische Texte / Autopoeme)
Kategorie: UncategorizedSchlagworte: Bernd Flessner, Computer, Gerhard Stickel, Rainer Maria Rilke
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