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Veröffentlicht am 30. Mai 2015 von lyrikzeitung
Aus einem letzten Gespräch, das Theo Breuer mit Hans Bender führte (Poetenladen):
H. Bender: Ach ja, die Spatzen. Nie höre ich ein Bedauern, daß es in Köln seit einigen Jahren keine Spatzen mehr gibt. Eine Seuche hat sie ausgerottet; Pflanzengift wahrscheinlich. Ich allein scheine sie zu vermissen. Gern erinnere ich mich an sie. Sah mit Vergnügen, wie sie auf dem Neumarkt, an den Haltestellen der Straßenbahnen, den plumpen Tauben die Körner und Krümel wegschnappten. lm Sommer kamen sie angeflogen auf die Tische vor dem Café Brega. Sie schienen zu wissen, daß die Italiener zum Espresso oder Cappuccino ein kleines Gebäck servieren, das ihnen schmeckt. Ich bin sicher, Spatzen unterscheiden zwischen Menschen, die sie mögen und nicht mögen. Im Winter bleiben sie hier. Sie frieren, sie hungern und sind dennoch lebendig, vergnügt, frech. Sie singen nicht. Die Verse, die William Carlos Williams in seinem Gedicht Pastorale den Spatzen widmet, beweisen, wie gut er sie beobachtet hat. Hans Magnus Enzensberger hat es übertragen, die ersten Verse weiß ich auswendig: Die kleinen Spatzen / hüpfen ohne Hinterlist / über das Pflaster / mit spitzen Stimmen / suchen sie Streit / über dies und jenes /was sie betrifft. Williams gehört im übrigen zu den Autoren, die mir lebenslang beispielgebend gewesen sind, vor kurzem erst habe ich diesen Vierzeiler geschrieben: Noch mal William Carlos Williams // Schau genauer hin. / Erfinde. Kombiniere. / Immer noch kann er / dir Vorbild sein.
Kategorie: Deutsch, Deutschland, Englisch, USASchlagworte: Hans Bender, Köln, Theo Breuer, William Carlos Williams
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