21. Natan Zach

„Womit versüßt man Tage, wenn nicht mit Gedichten“, heißt es in einem Vers des israelischen Lyrikers Natan Zach.

Seit 1955 versüßt der 1930 in Berlin geborene Zach nun die Tage – wobei er alles andere als ein poetischer Zuckerbäcker ist. Sein Werk, in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt, in Israel und international mehrfach ausgezeichnet, hat ihn zum Erneuerer und Wegbereiter der modernen hebräischen Lyrik gemacht. Zach prägt sie bis auf den heutigen Tag: als „bitterer, sehr kalter Romantiker“, so die Selbstcharakterisierung des streitbaren Zeitgenossen. Seine gefühlvollen, aber unsentimentalen Gedichte, Teil der israelischen Alltagskultur, sind – vielfach vertont – auch als Lieder populär. Hin und wieder thematisieren sie in poetischer Form politische Ereignisse – weitaus subtiler als es ein Günter Grass vermag.

Vor wenigen Tagen erst erinnerte Zach in der Tageszeitung Haaretz mit einem Gedicht an den erschossenen Palästinenserjungen Muhammed al-Dura.
Umso mehr wundert es, dass erst jetzt, im dreiundachtzigsten Lebensjahr des Dichters, ein Buch erscheint, das es dem deutschen Leser erlaubt, sich wenigstens mit einem Querschnitt aus Zachs jahrzehntelangem Schaffen bekannt zu machen.

„Verlorener Kontinent“ lautet der Titel dieser mit 87 Seiten viel zu bescheiden ausfallenden Sammlung von Gedichten aus den Jahren 1955 bis 2008.

Zach, Sohn eines deutsch-jüdischen Vaters und einer italienischen Mutter kam als Kind in das Mandatsgebiet Palästina. In der Familie sprach man Deutsch. Hebräisch, die Sprache, in der Zach sich künstlerisch ausdrückt oder auch an der Universität Haifa unterrichtet hat, erlernte er als Fremdsprache. / Carsten Hueck, DLR

Natan Zach: Verlorener Kontinent
Aus dem Hebräischen von Ehud Alexander Avner
Jüdischer Verlag, Berlin 2013
87 Seiten, 19,95 Euro

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