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Veröffentlicht am 17. November 2011 von lyrikzeitung
Der open mike ist als Geschäftstürenöffner gedacht für junge Autoren. Was mir auffiel: Jeder junge Autor scheint über eine ausgearbeitete Poetik zu verfügen, ist ein Vortragsgenie und versucht mitunter, aus Scheiße Bonbon zu machen mit vollendeter Performance. Zwischen der Zeit (und dem Ort, zugegeben) meines Beginns und der heutiger Autoren liegen Welten. Man ist ja schon froh, wenn einer sich in der Bescheidenheit übt, einfach seine Arbeit vorstellen zu wollen. So fertig geben sie sich, die Jungen unter uns, dass mir schwindlig wird. Dabei waren zum Beispiel die Gedichte eines Lyrikers, las man sie, entgegen der ausgestellten Setzung mit Längsstrichen, Zeilenbrüchen, rechts und links im Blocksatz gestellten Blöcken, hintereinander weg, geradezu einfach, um nicht zu sagen schlicht. Umso größer war mein Erstaunen, dass man mir hinterher sagte, man wundere sich, dass dieser Lyriker den Lyrikpreis nicht bekommen habe. Ja, da kommt mir mein Hang zum Konservativen doch seltsam vor, ich fühle mich alt dabei und mag dennoch nicht glauben, dass ich mich grundsätzlich irre. / Kathrin Schmidt, fabmuc
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Kathrin Schmidt, open mike
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bitte unbedingt kathrin schmidts unaufgeregte und sehr offene antwort auf christian lux unter #79 (kommentar nr. 10) beachten und diskussion, wenn, dann vielleicht dort weiterführen
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soll man sagen: gut, daß Sie diese unsägliche Diskussion wiederbelebt haben? – das ist ja die crux jeder diskussion gegenüber dem guten alten monolog, daß sich immer störende stimmen einmischen. also mein vorschlag: entweder auf der kanzel sprechen, wo sich andere nicht einschalten können, oder sich mit pauschalen abkanzlungen zurückzuhalten. (daß mein vorschlag nicht gehört wird, weiß ich schon)
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einfach ist ja nicht unbedingt falsch. aber freiwillig unauffällig????
gut übrigens, dass diese unsägliche diskussion eingeschlafen ist! open mike ist zu einem gutteil show. und wird es auch immer sein. basta.
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dann bleibt mir bloß vom leib, ihr „wir“
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Alt? Ja. Ich auch. Allerdings: An glatten Oberflächen erweisen sich Runzelkuppen als nützlich …
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„Jeder Autor … ist ein Vortragsgenie und versucht mitunter, aus Scheiße Bonbon zu machen.“
Da frage mich schon, welcher Reiter zu diesem Ross gehört. Oder ist es ein Gebot der Bescheidenheit, Abzuqualifizieren, delikaterweise als Jurorin ex post, und dann keine Namen zu nennen? Abgesehen von diesem Schrotschuss vom Stammtisch aus: Wer sein Herz klein machen möchte und nicht aus der Masse ragen mag, der soll das ruhig tun dürfen, aber andere sind eben Rampensäue und zu einem Wettbewerb gehört schon auch das kompetitive Moment und das Adrenalin und der Wille, halbwegs gefasst zu bleiben und nicht fahrig zu werden. Was eine sehr eigentümliche, aber nicht die uninteressanteste, Mischung erzeugen kann. Darüber, über diese Mischung aus Lampenfieber und Stolz einer Person in einer Ausnahmesituation, die Nase zu rümpfen und ein Ausbrechen aus einer „erschreckenden Professionalität“ zu fordern, ist doch arg imperial („Seid gefälligst so bescheiden, wie ich!“) – unbescheiden und dezent bigott: Bescheidenheit auf Gegenseitigkeit.
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ps: ‚ich fühle mich alt‘ wäre hier wohl der zentrale satz. ja, frau schmidt, da kann aber keiner was für.
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einfach, schlicht und unauffällig, oder auch: ikea für die seele. wems gefällt.
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Ikea-Möbel erkennt wenigstens jeder. Und sie werden reichlich gekauft.
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mein wille zu billy ist fraglich, mag ich da mal zitieren…. haltbarkeit wäre vielleicht ein kriterium, die lässt meist zu wünschen übrig, auch wenns erstmal schön sotiert ausschaut.
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jedesmal könnt ich die scheisse kurz und kleinschlagen ey …
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Na, heute haben wir aber wieder ein Niveau beieinander
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wenn sie die jetzt lesen muß, ist sie schnell gestraft für ein unbedachtes wort
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Danke, liebe Kathrin Schmidt, Sie sprechen mir aus dem Herzen! Ich für meinen Teil werde weiterhin hartnäckig einfache, schlichte, unauffällige Gedichte schreiben. Ab sofort wieder mit etwas mehr Selbstbewusstsein.
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