Schlagwort: Hans-Dieter Schütt

11. Wosnessenski I

Ein Geist, der bei Wosnessenski, wie jedem wahren russischen, sowjetischen Dichter von Liebe zum Land erhitzt und zugleich von den stalinistischen Praktiken zerfrostet wurde. Das ewige Wechselklima. Die Tapferkeit des Aushaltens. Die Sinnwidrigkeit der Kulturpolitik, aber im Dichter die trotzige Energie des obsiegenden Hintersinns.… Continue Reading „11. Wosnessenski I“

109. Bolzen

Es hieß in der DDR oft, die Familie sei »die kleinste Zelle der Gesellschaft«, angesichts der Bedrängungen durch Beobachtung eine ungewollt wahre Formulierung; die noch kleinere Zelle allerdings war das Ich, ein übersichtliches Observierungsobjekt. Und zwar Beobachtung in jede Richtung. Man kann es als… Continue Reading „109. Bolzen“

95. Erratischer Brocken

Wulf Kirsten hat in jahrelanger Arbeit eine packende Lyrik-Sammlung komponiert, es entstand gleichsam ein fortlaufendes Gedicht, bekannte Dichter neben randständigen – das fortlaufende Gedicht ergibt ein eindringliches, noch nie so kompaktes Bild von Gleichzeitigkeit: Aufschwung ins Geschichtliche, Absturz ins Übersteigerte; berauschtes Leben, zerronnene Liebe;… Continue Reading „95. Erratischer Brocken“

150. Denken in Oppositionen

Einen großen, fast übergroßen Bogen schlägt Hans-Dieter Schütt, ND 28.11. – vielleicht ja nur, weil er zuviel wegläßt zwischen Superlativen: „Meisterstücke“, „elegantest“, „Genauigkeit und Stimmigkeit“ („verblüffend souverän“ ist da schon fast eine Einschränkung) und, nun ja, schlichtweg „Heiner Müller“. Als sei es ganz selbstverständlich,… Continue Reading „150. Denken in Oppositionen“

125. Unterlassungsorte

Dies sind Gedichte einer unbewaffneten Nachbarschaft. Der Dichter ist nicht unberührt vom Grau bürgerlicher Mittellagen, aber zwischen Alltagszwang und Befreiungswunsch, zwischen Traumzeit und Leistungszeit herrscht, währenddessen uns die Jahre unbemerkt vergehen, der rege Verkehr der nützlichen Illusionen: »Immer noch bin ich versucht,/ zu denken:… Continue Reading „125. Unterlassungsorte“

43. Späte Jahre

Im Neuen Deutschland vom 15.4.04 stellt Hans-Dieter Schütt Tagebücher des Lyrikers Hanns Cibulka vor. Vermutlich hat er zu viel in der Bibel gelesen; denn er schreibt: … ein Vers zum Schluss. »Auf dem Nordpol/ kalben/ die Gletscher,// das Wasser steigt,// Böhmen/ liegt wieder am… Continue Reading „43. Späte Jahre“

Im Diesseits verschwinden

H.-D. Schütt bespricht: Karl Krolow: Im Diesseits verschwinden. Gedichte aus dem Nachlass. Hrsg. von Peter Härtling und Rainer Weiss. Suhrkamp Frankfurt (Main). Geb., 240 S., 19 EUR / ND 27.4.02