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Veröffentlicht am 11. März 2024 von lyrikzeitung
Michael Augustin
(* 13. Juni 1953 in Lübeck, lebt in Bremen)
Wie es so geht
Den Gedichten geht es heutzutage erheblich besser und schlechter. Sie werden eindeutig von mehr oder weniger Leuten gelesen. Den meisten Passanten sind Gedichte völlig egal, Lehrern, Redakteuren und Buchhändlern sind sie noch egaler. Am egalsten sind sie den Verlegern. Wer Gedichte verfasst, darf sich, muss es aber nicht, obwohl das dringend anzuraten ist, Dichter oder Poet nennen, ohne dafür, wie noch unlängst üblich, ausgelacht zu werden, und wird mit Preisen aller Art zugeschüttet, es sei denn, er wird es nicht. Die Jungen sind alt, die Alten jung, die Toten am lebendigsten. Alles reimt sich auf Berlin. Was sich nicht auf Berlin reimt, reimt sich nicht. Es reimt sich einiges, das sich nicht reimt.
Aus: Michael Augustin: Immer was zu knabbern. Ausgewählte Gedichte & Miniaturen, Bremen: Edition Temmen, 2023, S. 13
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Michael Augustin
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