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Jerome Rothenberg
(* 11. Dezember 1931 in New York City)
auf der Hauptstraße
die Kirchenecke:
Ansichten
TANZT TANZT wie
die Verrückten – die Christenfrau hat Euch gerufen –
wie Rothäute aus Schaubuden
Tiere
können krauchen
über den Boden o Ihr kriechenden
Götter Eure hässlichen Fratzen schrammen
über die Schildkrötenpanzer
(Rasseln)
den Boden des Langhauses hinunter
on main street
corner of the church:
reflections
DANCE DANCE like
freaks—the Xtian lady calls you—
like sideshow injuns
animals
can glide along
the earth o you reptilian
gods you twisted faces scraping
those turtle bodies
(rattles)
down longhouse floor
Aus: Jerome Rothenberg: A Seneca Journal (1978). Ein Seneca-Journal. Aus dem amerikanischen Englisch von Barbara Felicitas Tax und Norbert Lange. Berlin: Moloko Print, 2022, S. 136f.
Klappentext:
Rothenberg zählt als Lyriker und Essayist, Übersetzer und Herausgeber sowie Literaturwissenschaftler und Dozent zu den bedeutendsten US-amerikanischen Kulturschaffenden und -vermittlern der Gegenwart. Seine Arbeit schließt dabei die Pflege der historischen Avantgarden ebenso ein wie die Erforschung frühester Schriftzeugnisse jüdischer Dichtung oder der mündlichen Poesie der Ureinwohner Amerikas und anderer Weltteile. Ein zentraler Begriff in seinem Werk ist die »Grand Collage« (R. Duncan); eine Dichtung, in der Zeiten und Völker gleichberechtigt miteinander kommunizieren. Rothenberg prägte gemeinsam mit anderen Autoren dafür den Ausdruck der Ethnopoesie, einer den Brückenschlag zwischen den Kulturen suchenden Interdisziplin. Auf Deutsch erschienen zuletzt in Urs Engelers roughbooks-Reihe »Polen/1931« und bei Hochroth Berlin der Band »Rituale & Events« (beide 2019).
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