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Veröffentlicht am 26. Mai 2019 von lyrikzeitung
Justinus Kerner
(* 18. September 1786 in Ludwigsburg; † 21. Februar 1862 in Weinsberg)
Spindelmanns Recension der Gegend.
Näher muß ich jetzt betrachten
Diese Gegend durch das Glas;
Sie ist nicht ganz zu verachten,
Nur die Fern’ ist allzu blaß,
Jene Burg auf steiler Höhe
Nenn’ ich abgeschmackt und dumm,
Meinem Auge thut sie wehe,
Wie der Fluß, der gänzlich krumm.
Jene Mühl’ in wüsten Klüften
Giebt mir gar zu rohen Schall,
Aber ein gesundes Düften
Weht aus ihrem Eselsstall.
Daß hier Schlüsselblumen stehen,
Hätt’ ich das nur eh’ gewußt!
Muß sie schnell zu pflücken gehen,
Denn sie dienen meiner Brust.
Kräuter, die zwar farbig blühen,
Doch zu Thee nicht dienlich sind,
Doch nicht brauchbar sind zu Brühen,
Überlaß ich gern dem Wind.
Aus: Barthel, G. Emil (Hrsg.): Neuer poetischer Hausschatz. Hochdeutsche Gedichte aus der Zeit vom Beginne der Romantik bis auf unsere Tage in systematisch geordneter Auswahl aus den Quellen. Halle a. d. S.: Hendel Verlag, o.J. [1880], S. 61f
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Justinus Kerner
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