Wanderer, ’s gibt keine Wege

Zum heutigen Geburtstag von Antonio Machado (26.7.1875) schickt Àxel Sanjosé eine Übersetzung seiner „allerberühmtesten Verse“. Das freut mich und manche Gedichtleser bestimmt auch. Deshalb heute ein zweites Gedicht, hier Machado mit seinem Kommentar:

die ausgangslage ist klar: achtsilber (bei männlicher kadenz, hier also in den geraden zeilen: siebensilber) angeordnet in der romance-form, also: nicht-reimende zeilen abwechselnd mit assonant, also lediglich durch übereinstimmung des betonten vokals reimende zeilen, hier auf [a]: nada más / andar / atrás / mirar / en la mar. dass de facto más/atrás und ebenso andar/mirar/mar reine (konsonante) reime sind, ist eher zufällig, liegt daran, dass es im spanischen einen haufen wörter mit diesen endungen gibt.

für das deutsche habe ich mich für folgendes entschieden: die ohnehin recht lose reimstruktur gebe ich durch abwechselne weibliche und männliche kadenz wieder (was auch der spanischen prosodie entspricht), ansonsten erlaube ich den zeilen entweder vierhebig trochäisch oder dreihebig daktylisch zu sein, was in meinen ohren durchaus geht. das wars dann schon.

Caminante, son tus huellas
el camino, y nada más;
caminante, no hay camino,
se hace camino al andar.
Al andar se hace camino,
y al volver la vista atrás
se ve la senda que nunca
se ha de volver a pisar.
Caminante, no hay camino,
sino estelas en la mar.

Wanderer, hier deine Spuren
sind der Weg, ansonsten nichts;
Wanderer, ’s gibt keine Wege,
Wege macht man nur beim Gehn.
Nur beim Gehn macht man die Wege
und wirfst du den Blick zurück,
siehst du den Pfad, den du niemals
je wieder betreten wirst.
Wanderer, ’s gibt keine Wege,
außer Kielwasser im Meer.

ps: statt „Wanderer, ’s gibt keine Wege“ (Z. 3 u. 9) geht metrisch auch „Wand’rer, es gibt keine Wege“. wenn geschrieben, finde ich letzteres besser, gesprochen ersteres.

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