28. Ricardo Domeneck

Schon seit zehn Jahren lebt der 1977 geborene Lyrik-Performance-Künstler in Berlin. Der Großvater stammte aus Katalonien, Domeneck ist ein katalonischer Name. Die Großmutter war Italienerin. In München, wo er anfangs Deutsch als Fremdsprache studierte, hatte er es ein knappes Jahr ausgehalten. Die Stadt war ihm zu teuer. Eigentlich wollte Domeneck nur ein Jahr in Deutschland leben, doch dann ist er geblieben. „Europa ist wichtig für meine Arbeit“, sagt Domeneck. „Hier gibt es ein Netzwerk experimenteller Lyrik, Festivals und einen Respekt für die Literatur, der in Lateinamerika oft fehlt.“

Domeneck ist es wichtig, mit seinem Körper zu arbeiten, er bewegt sich auf der Bühne, liest mit schmerzhaft verschränkter Körperhaltung oder verbindet Lyrik mit Tanz. In seinen Texten will er die Trennung zwischen Körper und Geist aufheben. „Ich arbeite an der Grenze dieser Dualität“, sagt er. Er will diese Grenze nicht mehr als Trennung sehen, sondern als Verbindung.

Deswegen bezieht sich Domeneck in seiner Lyrik immer auf den Körper. Der Titel seines kürzlich erschienenen zweisprachigen Gedichtbands lautet: „Körper: Ein Handbuch“ (Corpo: Um Manual). Odile Kennel hat seine collageartigen Texte mit anatomischen Begriffen, Regionalismen, Gay-Slang und Alltagssprache nach Hunderten „Küchengesprächen“ mit dem Autor feinfühlig ins Deutsche übersetzt (Verlagshaus J. Frank, Berlin 2013. 240 S., 16,90 Euro)

/ Süddeutsche Zeitung

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