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Veröffentlicht am 24. April 2010 von lyrikzeitung
Edouard Glissant ist Dichterphilosoph, Wissenschaftspoet und kosmopolitischer Akademiker in einem. Seit fast sechzig Jahren schreibt er Romane, Traktate, Gedichte und Essays über die Beziehungen zwischen den Kulturen. Auf Martinique, wo er 1928 als Sohn eines Plantagenverwalters geboren wurde, fand er diese Beziehungen in ihrer ganzen historischen Ambivalenz: Das gewaltsame Aufeinandertreffen weisser Kolonisatoren und der von ihnen dann ausgelöschten Kariben, die ausbeuterische Beziehung der französischen Herren zu ihren afrikanischen Sklaven und die weitere Verdichtung einer von Anfang an gemischten Kultur durch asiatische Kontraktarbeiter. Aus diesem ursprünglich gewaltgeprägten Milieu entstand das Kreolische, eine vitale Kunstsprache gemischter Herkunft. …
In Glissants Romanen führen die verschiedenen Sprachpraktiken zu komplexen, nicht immer und nicht für alle durchschaubaren Szenerien und Verständnisebenen. So entsteht eine Vielstimmigkeit mit wechselnden historischen Subjekten und Erkenntnishorizonten. Sie bildet den Kampf der Kulturen ab und vollzieht zugleich nach, wie eine weitgehend friedliche, komplexe Kultur entsteht und sich verständigt. / Martin Zähringer, NZZ 23.4.
Kategorie: Französisch, Kreolisch, MartiniqueSchlagworte: Edouard Glissant, Martin Zähringer
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