Hussain Al-Mozany zum Tod des irakischen Dichters Mahmud al-Brikan / FAZ 7.3.02
Die Münchener Indologin und Privatdozentin stellt uns die Gedichte von Indiens Premierminister Atal Bihari Vajpayee vor. Als Politiker gebe er sich gelassen und gemäßigt, schreibt Syed. In seinen politischen Gedichten offenbare er sich als glühender Verehrer Indiens, als unerbittlicher Gegner Pakistans und als kompromisslos in der Kaschmirfrage . „Es versteht sich, dass Vajpayees Gedichte wie seine Politik bei seinen Gegnern auf Ablehnung stoßen. Hierzu zählen die meisten Muslime, denen die nur dürftig verschleierte Islamfeindlichkeit Vajpayees und seiner Partei ein Dorn im Auge ist. Zwar bekennt Vajpayee sich öffentlich zu einem säkularen Indien mit Religionsfreiheit, lässt aber keinen Zweifel daran, dass Indien ein Land der Hindus und ihrer Kultur ist und bleiben muss… Den Hinduismus preist er in seinen Gedichten als und Lebensform, die niemals andere Völker unterjocht und ihre Heiligtümer zerstört hat. / Perlentaucher 7.3.02 über einen Artikel der FR vom gleichen Tag.
Stephen Burt schreibt einen Essay anläßlich der Neuausgabe der Gedichte von William Carlos Williams :
Description and ventriloquism, though, were his strengths: without them, the late poems grew weakly sententious, or mushy (‚No defeat is made up entirely of defeat – since/the world it opens is always a place/formerly/unsuspected‘), or artless in their honesty:
All women are fated similarly
facing men
and there is always
another, such as I,
who loves them,
loves all women, but
finds himself, touching them,
like other men,
often confused.
(‚To Daphne and Virginia‘)
Collected Poems: Volume I by William Carlos Williams. ed. A. Walton Litz and Christopher MacGowan | Carcanet, 579pp., £12.95, 28 December 2000
Collected Poems: Volume II by William Carlos Williams. ed. A. Walton Litz and Christopher MacGowan | Carcanet, 553pp., £12.95, 28 December 2000
London Review of Books , Volume 24 Number 5 | cover date 7 March 2002
Das spielerische Element in Koneffkes Lyrik, ihr poetischer Übermut, zeigen sich nicht nur thematisch, sondern auch in der Lust an der Form, an Reimen und gewagten Halbreimen, am furiosen Galopp durch Rhythmus und Klang, am freudigen Einbringen von Wörtern wie Schwuppdiwupp und Papperlapapp, oder, wie Koneffke in „Happy End“ fragt: „was nutzt das sein Pensum abpesen / hopp foppt uns ein Mop und macht Mobbing / und putzt einen putzmunter weg“. Den Eindruck, Koneffke treibe es in manchen Passagen nicht nur auf die Spitze, sondern weit darüber hinaus, wiegt die pure Freude an seinen sprachlichen Kapriolen auf. / FR 6.3.02
Jan Koneffke: „Was rauchte ich Schwaden zum Mond“. Gedichte. DuMont Buchverlag, Köln 2001, 87 Seiten, 19,80 .
Martin Mosebach widerspricht heftig einer Rezension von Heinz Schlaffers Buch „Die kurze Geschichte der dt. Literatur“ (s. hier ):
Die Bedeutung dieser Werke ist Schlaffer nicht bekannt: herablassend schreibt er von „den Stifters und Mörikes und Eichendorffs “ – allein dieser Plural sollte ein gerichtliches Nachspiel haben. / Süddt. Ztg 5.3.02
Außerdem erfahren wir in der Süddeutschen, daß Hans Magnus Enzensberger den Zorn der norwegischen Journalisten auf sich gezogen hat, indem er sie als provinziell beschimpfte:
„Leider scheint keiner verstanden zu haben“, schreibt „Aftenposten“ („Die Abendpost“) über seinen Auftritt, „dass dieser Mann nur in einem Land eine Rolle spielen kann, dessen Journalismus so schlecht wie der norwegische ist. In einem großen Land wäre er bloß ein Blatt im Wind gewesen, in Afghanistan hätte er sich zu einem Medizinmann auf dem Dorf aufgeschwungen und seine Kunstwerke aus Sand errichten müssen.“/ Süddt. Ztg 5.3.02
Am 7.3.02 druckt die FAZ Enzensbergers Polemik.
Gerhard Stadelmaier bespricht die Wiener Inszenierung von Schrotts Gilgamesh:
Nun hat der sehr prätentiöse Schriftsteller Raoul Schrott , Jahrgang 1964, ein gelehrter Poesienerforscher und poeta doctus, aber doch wohl mehr doctus als poeta, die ältere babylonische Fassung mit der Unterweltsreise des Gilgamesh verschnitten und in ein altertümelnd flottes Neudeutsch übersetzt, das dem Epos den Prunkmantel der Gefälligkeit („Enlil schluckte seinen Stolz“, „Was mich betrifft, kann ich schwören“, „Doch kaum hatte er sich auf seinen Hintern gehockt“) mit derartigen Knüffen und Püffen und Nähten so maßschneiderartig umhängt, daß gar nicht groß auffällt, wie sehr die Nachdichtung des Postpoeten Schrott doch oft nur von der Stange kommt. / FAZ 5.3.02
Siehe auch NZZ 5.3.02 (Paul Jandl) / FR 5.3.02 / Die Zeit 11/2002
Neben einer Rede von Iso Camartin (über Gott als das Urautomobil) gibt es in der NZZ vom 4.3.02 ein Gedicht mit Auto von Lioba Happe.
In der FAZ vom 4.3.02 bespricht Ernst Osterkamp u.a.:
Celan , Paul / Einhorn, Erich : „Einhorn: du weißt um die Steine …“ Briefwechsel
Friedenauer Presse, Berlin, 2001, Taschenbuch, 32 Seiten, 9.20 EUR
Celan, Paul : Werke, Band 6, Die Niemandsrose, 2 Teile. Historisch-kritische Ausgabe
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 2001, Gebunden, 416 Seiten, 82.00 EUR
vom Friederikenhof leitete sich aus der Einsicht ab, dass es mehr schlechte als gute Verse gab und auch andere Poeten das Dichten deswegen nicht aufgaben. Die Leute genossen Kempnersche Verse, oder sie verdammten sie – gleichviel: «Pilz des Glücks ist dieser eine, / Jener Stiefpilz des Geschicks, / Einem sind als O die Beine, / Andern wuchsen sie als X.» / Jost Nolte in der Berliner Morgenpost über Friederike Kempner (4.3.02)
Weil das Schöne das Wunderbare ist und zugleich eine
Junggesellenmaschine,
brauchen wir die Surrealisten dringender denn je : So lautet die Botschaft einer wissenschaftlichen Bekenntnisschrift, die im steingrauen Gewand daherkommt. Der fast farblose Umschlag mit dem rätselhaften Titel kennzeichnet dieses Buch als ein Erzeugnis aus dem Hause Klostermann und einen Beitrag in der Reihe „Das Abendland“. Der Umschlag steht außerdem mit der Autorin im Bunde. Grau ist das Packpapier, damit kein Augenschmaus ablenkt von den sinnlichen Ekstasen, die im Innern beschworen werden. Das spröde Design trägt die Beweislast: Es ragt in die Dingwelt und bleibt ihr enthoben. Es ist ein versinnlichtes surrealistisches Symbol. …
In der Tat ist „im Zeitalter der Virtualität ein vor- surrealistisches Verhältnis zu den Dingen nicht mehr denkbar“. Breton, Soupault & Co. inszenierten lustvoll den Schock der Bildüberflutung, der über uns Glasfaserkabelkunden längst hereingebrochen ist. Und Hugo Ball hatte ganz gewiss recht, als er in sein Notizbuch schrieb: „Das Wort hat jede Würde verloren. Das Wort ist zur Ware geworden.“
ALEXANDER KISSLER, Süddeutsche 2.3.02
RITA BISCHOF: Teleskopagen, wahlweise. Der literarische Surrealismus und das Bild. Klostermann Verlag, Frankfurt a. M. 2001. 442 Seiten, 49 Euro.
In ihrem Islam-Dossier bringt die NZZ vom 2.3.02 von Fouad el-Auwad das Gedicht „gattin des meeres“ . Der Musiker, Lyriker und Architekt aus Syrien lebt in Aachen.
gibts am 2.3.02 in der taz , wo FRAUKE MEYER-GOSAU konstatiert:
Ichzentrierte Beschreibungssprünge, Novalis-Zitate und spätexpressionistisches Dichterlallen: Der Prenzlauer-Berg-Dichter und gewissenhafte Stasispitzel Sascha Anderson hat mit „Sascha Anderson“ vor allem eine Autobiografievermeidung geschrieben
und in der Süddeutschen (Ijoma Mangold).
One of the biggest changes in modern poetry is its escape from the page to the performance
– sagt Peter Davison in einem Essay im Atlantic monthly, March 2002 – mit Links auf zahlreiche Hörgedichte im Netz, wie diesem:
The ninety-six-year-old Stanley Kunitz, a recent poet laureate, recites a poem he first encountered seventy-five years earlier, Gerard Manley Hopkins’s „God’s Grandeur.“.
Literatur im Foyer. Mit Sascha Anderson diskutieren Peter Böthig, Carl Corino, Bert Papenfuß. Moderation: Martin Lüdke. Sonntag 24.2.02, 9.45 Uhr, 3sat.
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