Rolf Schneiders Berliner Anthologie stellt ein Gedicht von Albrecht Haushofer vor. / Berliner Morgenpost 21.9.02 – NZZ 21.9. bespricht: Roberto Pazzi: Die Schwere der Körper. Gedichte 1966-1998. Italienisch/Deutsch. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Tobias Eisermann. Tropen-Verlag, Köln 2001. – In der Frankfurter Anthologie heute Gernhardts „Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs“ (FAZ 21.9.02).
Es wäre jedoch ein Missverständnis, Koneffke nur als modernen lyrischen Märchenerzähler zu lesen. Denn dieser Dichter verharrt nicht bei idyllisch anmutenden Erweckungserlebnissen einer traumnahen Kinderzeit, sondern belauscht auch die Dämonen einer gewalttätigen Geschichte, die sich in die Realien unserer Alltagswelt eingenistet haben. In einem Berlin-Gedicht verbirgt sich hinter der Wand einer heruntergekommenen Wohnung ein unsichtbarer Mitbewohner, eine grausige Inkarnation deutscher Barbarei. Die Traum-Reisenden Koneffkes werden oft heimgesucht von Phantasmagorien des Schreckens, die keine Aussicht auf irgendein versöhnliches Ende bieten. / Michael Braun, Freitag 38/ 2002
Hier gehts zur FAZ-Seite Neuerscheinungen der Verlage: Lyrik (wegen der Entfremdung und des schlechten Wetters nur noch online!).
Hier meine erste kleine & private Auswahl mit 2 dazwischengeschmuggelten Zusätzen:
/ 20.9.02
Ob es keinen Grund gäbe zu jubeln für Bayerns Demokraten welche Städte bewohnen und keinen Anlass
Bürgerfeste zu feiern aus Freude über den Verlust einen eventuellen ihres römisch-katholischen Ministerpräsidenten
nämlich bitte sollte auf ländlich dörfliche Weise bald von oben her nachgeholfen worden sein und sein Kirchenvolk dort
im hohen Norden pünktlich weißen Rauch aus dem Reichstag steigen sehen und in heißen Tränen ersticken da ihr
von Kirchenvätern Bestimmter seinen heimischen Herrgottswinkel nämlich einen von Garanten ewiger Wahrheiten die
unser aller Recht auf Selbstbestimmung bedrohen besetzter verlassen würde um in naher Zukunft im Lande Brandenburg
nur zum Beispiel eine auf bairisch verschlampte Theologie abspielen lassen zu können nämlich einen Vater am Kreuz
der den Erlöser braucheshalber vertritt und als Dreingabe eine Maria als Mutter des Vaters mein Gott
was für eine Fremdbestimmung preußischer Frauen Berlin würde Hauptbahnhof für Kreuzzüge gegen Schwangerschaftsabbruch
andere wetterten in den Schulen kreuzeshalber Chefsache wäre Verdammung der Achtundsechziger Kreuzzüge gäbe es
gegen die Lust am Leben und gegen die Würde des Sterbens gegen die Ehe von gleichen Geschlechtern kein
Sex vor der Trauung nach ihr Kreuzzüge gegen jede Verhütung die Familienplanung im Himmel auf Erden möglichst
wenig Vergnügen Fazit Seligsprechung von Leid und Schmerz Amen ob es also nicht klüger wäre für Demokraten nämlich
jenen in den Städten den Jubel beim Abgang ihres Landesvaters zu unterlassen sein Geist würde
nicht mehr aus Altötting und nicht nur über uns Bayern kommen sondern aus Berlin und über ganz Deutschland.
Paul Wühr, geb. 1927, lebt in Italien. Zuletzt erschien „Was ich noch vergessen habe“ / Umfrage, Die Zeit 39/02
Am 11. September, dem Geburtstag des lettischen Nationaldichters Janis Rainis (1865-1929), wurden im ganzen Land die 1966 ins Leben gerufenen und seitdem zur Tradition gewordenen Tage der Dichtung (Dzejas dienas) gefeiert. Matthias Knolls Seite „Literatur aus Lettland“ stellt aus diesem Anlaß ein Gedicht des großen Meisters in drei verschiedenen Übertragungen vor.
/ 19.9.02
The New Republic empfiehlt ein Buch mit New-York-Gedichten, das auch einige über die Anschläge vomm 11. September enthält. Darunter Polens Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska: „Photograph from September 11“ („They jumped from the burning floors– / one, two, a few more / higher, lower“) / 19.9.02
Die intensivsten Momente von „Hombroich: Literatur X“ verdankte das Publikum ohne Zweifel einem ganz starken Thomas Kling. Im Zusammenspiel mit Frank Köllges brachte er Auszüge seiner „Sondagen“ ungeheuer eindringlich vor. So unmittelbar nach dem Erinnern an den 11. September 2001 in New York durchbohrten seine Verse mit dem Titel „Manhattan Mundraum“ in rascher Folge die übereinander geschichteten Erinnerungsbilder: „Null Sicht“, Totenmehl“, „Zungen, die in Schlünde winken“, „Bittres Mehl, darüber der Wind geht“ – „Nachrichten vom Schädeldach der Welt“. „Blut, Ocker oder meinethalben Gedicht“, rezitierte Kling, bebend vor Erregung, während ein ganz präziser und präsenter Frank Köllges Stühlen, Trommeln und Becken verstärkende Töne entlockte. / Neuß-Grevenbroicher 18.9.02
Angesichts des 6. German International Poetry Slam in Bern schreibt die NZZ am 17.9.02:
Attraktiv ist Slam Poetry durch die Kombination einfacher Regeln, kruder Vielfalt der Formen und Authentizität beschwörender Live-Performance. Unter Aufsicht eines «Master of Ceremonies» muss der Slam-Poet in kürzester Zeit das Publikum für sich gewinnen. Man gewährt ihm meist nur drei oder fünf Minuten. Auf sich allein gestellt, hat er im Mikrophon seinen einzigen Freund. Erlaubt ist, was der Mensch an Gestik und Stimme hergibt. Allzu exaltierte Modulationen oder Singen freilich sind verpönt und Slam- Poetinnen selten. Der Moderator bildet aus dem Publikum, das um jeden Preis unterhalten werden will, ad hoc eine Jury, die die Vorträge wie beim Kunstturnen oder Skispringen benotet. Dem Sieger winken symbolische Preise, Whiskey zum Beispiel oder kleine Scheine.
In December Wordsworth was in town, and as Keats wished to know him I made up a party to dinner of Charles Lamb, Wordsworth, Keats and Monkhouse, his friend; and a very pleasant party we had.
Wenn Sie sich für einen dieser Herren interessieren, lesen Sie mehr in der NYT *) (15.9.02)
Peter von Matt; Dirk Vaihinger (Hrsg.): «Die schönsten Gedichte der Schweiz». Nagel & Kimche im Hanser-Verlag, München, 2002, Fr. 29.60
St. Galler TAGBLATT Samstag, 14. September 2002
In der Frankfurter Anthologie stellt Ruth Klüger ein Heine-Gedicht vor – „Babylonische Sorgen“ (FAZ 14.9.02). – Peter Michalzik bespricht Klaus Reicherts Gedichtband „Wär ich ein Seeheld“ (FR 12.9.). – Schon am 29.8. besprach die FR von Christoph Meckel: Blut im Schuh. Gedichte. Edition Postskriptum, zu Klampen Verlag, Lüneburg 2001. – Die Terroranschläge des 11. September wurden von den meisten Arabern und Muslimen als krimineller und zutiefst unethischer Akt verurteilt… – schreibt der libanesische Dichter Wadih Saadah, NZZ 12.9. – Durs Grünbein schreibt die Chandos-Serie der FAZ fort (12.9.). – In der SZ vom 11.9. kommt Wladimir Kaminer auf Gedichte: Leise auf Zehenspitzen kommt die deutsche Nacht. / In den dunklen krummen Gassen ein Weihnachtsengel lacht / Bis auch der allerletzte Japaner einen Tannenbaum hat / Leuchte weiter – deutscher Weihnachtsmarkt – so satt.
Hans-Jost Frey: Wortstellungen – zur Stellung der Poesie. Urs Engeler Editor, Basel 2002. 84 S., Fr. 25.-.
Neue Zürcher Zeitung, Ressort Feuilleton, 14. September 2002, Nr.213, Seite 64.
und der mit ihr verbundene Schmerz finden in diesem Band nicht immer nur poetisch-schöne, sondern manchmal auch durchschaubare Worte, dennoch bleiben sie im ganzen Band auf eine seltene Art authentisch und berühren. Dem Band beigegeben sind Zeichnungen, „Wegspuren“ von Marianne Leupi, über das Blatt huschende, schlierende, kreisende Schattenspuren schwarzer Tusche – nichts weiter. Mit ihrer kargen, einen imaginären Weg verfolgenden Bildschrift kommt die Zeichnerin den Gedichten sehr nah. Xhelilis Poesie ist eine ebensolches Aufschreiben von Spuren, Fragmenten aus einer abhanden gekommenen Ferne, die für ihn im Gedicht wieder zur Wirklichkeit wird – wie auch aus der unmittelbaren Nähe, die ihm durch die Sehnsucht nach Etleva bis hin zur Fiktion entrückt wird. / Cornelia Jentzsch, FR 12.9.02
Vaxhid Xhelili: Sehnsucht nach Etleva / Malli për Etlevën. Gedichte, Albanisch / Deutsch. Aus dem Albanischen von Hans-Joachim Lanksch. Limmat Verlag, Zürich 2001, 96 Seiten, 18,50 .
Neben der schroffen Laborarbeit Zauners, neben Eggers poetischer Ontologie, neben dem drängenden Bilderkampf von Wolfgang Hermann und Birgit Müller-Wieland nimmt sich Elfriede Czurdas Gedichtsammlung «Wo bin ich wo ist es» sonderbar linkshändig aus. Hat sich die in Berlin und Wien lebende Autorin mit hoch konzentrierter Prosa einen Namen gemacht, so handhabt sie die Lyrik als distanzierte Spielerei. / NZZ 10.9.02
Im Gespräch mit der Aargauer Zeitung spricht der Übersetzer Stefan Weidner auch über den palästinensischen Dichter Mahmud Darwisch:
In den sechziger Jahren, Darwish war Anfang zwanzig, da wurden seine Gedichte schon in den Strassen gesungen. Er wuchs als Araber in Israel auf und engagierte sich für die Kommunisten – und landete mehrmals im Gefängnis. Als die Repressionen unerträglich wurden, verliess er Israel, ging nach Kairo, nach Moskau und schliesslich nach Beirut. Zurück nach Israel konnte er nicht mehr, nur, die PLO war zu jener Zeit auch in Beirut, so dass Darwish nicht wirklich im Exil war. Inzwischen lebt er in Ramallah. Zum Symbol wurde Darwish, weil er, neben Arafat, die tragende Figur des erwachenden palästinensischen Selbstbewusstseins war. … Darwish war einer der ersten, der die moderne arabische Lyrik, die sich in den 50er-Jahren herausbildete, auf die konkrete Situation der Palästinenser anwandte, und das in einem wirklich auch volkstümlichen Ton. Darwish verfügte über ein fulminantes lyrisches Talent und kam, wenn man so will, zur rechten Zeit. Inzwischen ist seine Lyrik viel komplexer geworden, auch mystischer, mit vielen Anspielungen auf das klassische Erbe. / Aargauer Zeitung 6.9.02
Das Buch erscheint nächste Woche im Ammann-Verlag:
Mahmud Darwisch
Wir haben ein Land aus Worten
Gedichte.
Arabisch und deutsch.
Aus dem Arabischen übersetzt und mit einem Nachwortversehen von Stefan Weidner.
Odeon 13
Etwa 220 Seiten.Englische Broschur.
EUR (A) 17.40/EUR 16.90 / CHF 29.50
ISBN 3250300136
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