Wende dich ab von der schönen Natur

Walter Gröner 

(* 25. November 1950 in Heubach, Württemberg) 

Woraus schöpft der Poet?

So geht's nicht, daß ich dir einfach weiter
und weiter erzähle;

Lies doch (Beispiel) ein Jahr lang
vorm Schlafengehn Gryphius, Rilke,
Trakl und Johannes Beer.

Unterbrich deine tägliche Arbeit, frag,
wie sich beides verträgt.
Falle in Löcher. Wende dich ab von der
schönen Natur.
Stehe manchmal belämmert umher.

Wenn die Schwärze nicht weicht, singe laut
ein Sonett aus der Erinnerung, oder es kann
auch was Selbstgedichtetes sein.
Bilde Worte. Trage die Worte wie Kohlen
in jedes Gelände hinaus.
Bevor es ganz unerträglich brennt,
schmeiß sie wohin.

Sage zum Dichter: da liegen Brocken von mir.
Werde nicht gleich wieder frech.

Aus: Was sind das für Zeiten. Deutschsprachige Gedichte der achtziger Jahre. Herausgegeben von Hans Bender. Frankfurt/Main: S. Fischer, 1990 (Lizenzausgabe, zuvor Hanser 1988), S. 201f

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