Katalanische Auszeichnung

Die Ramon-Llull-Stiftung (FRL) hat in Andorra die Internationalen Ramon-Llull-Preise vergeben, mit denen Personen und Institutionen außerhalb des katalanischen Sprachraums auszuzeichnen, die sich um die Förderung der katalanischen Sprache und Kultur auf internationaler Ebene verdient gemacht haben. Den Vorsitz der Preisverleihung führten die andorranische Ministerin für Kultur, Jugend und Sport Mònica Bonell und die Kulturministerin der Regionalregierung von Katalonien Natàlia Garriga.

Mit den von der Ramon-Llull-Stiftung verliehenen Preisen wird die Arbeit von Personen außerhalb des katalanischen Sprachbereichs gewürdigt, die auf internationaler Ebene zur Förderung der katalanischen Sprache und Kultur beigetragen haben. Preisträger dieser elften Ausgabe waren der Ungar József Kardos, der Deutsch-Katalane Àxel Sanjosé, die Russin Nina Avrova und der Engländer Dominic Keown.

Die Preisverleihung fand am Montag im Auditori Nacional von Andorra in Ordino statt. Den Vorsitz führte die Ministerin für Kultur, Jugend und Sport Mònica Bonell, in Begleitung der Kulturministerin der Regionalregierung von Katalonien Natàlia Garriga, der Direktorin der Ramon-Llull-Stiftung Teresa Colom und des Direktors des Ramon-Llull-Instituts Pere Almeda.

Der Ramon-Llull-Preis für Literaturübersetzungen wird von der Ramon-Llull-Stiftung verliehen. Er würdigt die beste Übersetzung eines literarischen Werks aus dem Katalanischen, die im Jahr vor der Preisverleihung veröffentlicht wurde. In die Auswahl kommen literarische Werke, die von einem Übersetzer aus dem Katalanischen übersetzt und im Jahr vor der Preisvergabe veröffentlicht wurden. Die Auszeichnung ist mit 4000 Euro dotiert.

Die Jury sprach den Preis Àxel Sanjosé zu für seine Übersetzung von Gedichten von Joan Maragall ins Deutsche. Die von dem Übersetzer selbst zusammengestellte Auswahl ist unter dem Titel Der Pinien Grün, des Meeres Blau / La verdor dels pins, la blavor del mar erschienen. Die von der Stiftung Lyrik Kabinett herausgegebene Übersetzung hat von den externen Gutachtern sehr positive Kommentare erhalten.

Die Jury hob hervor, dass es dem Übersetzer ausgezeichnet gelungen sei, die Stimme des Dichters zu übertragen. Die Anthologie ist bei einem führenden deutschen Lyrik-Verlag erschienen. Der sorgfältig editierte zweisprachige Gedichtband erläutert auch die philologischen Kriterien, nach denen der Übersetzer seine Entscheidungen getroffen hat. / https://www.llull.cat/deutsch/actualitat/actualitat_noticies_detall.cfm?id=43699&url=dominic-keown-nina-avrova-axel-sanjose-und-jozsef-kardos-wurden-mit-dem-internationalen-ramon-llull-preis-ausgezeichnet.htm

Herzliche Glückwünsche an die Preisträger und speziell an den uns verbundenen Autor und Übersetzer Àxel Sanjosé! Zum Anlass ein Gedicht aus dem ausgezeichneten Band.

Joan Maragall

(10. Oktober 1860 in Barcelona; † 20. Dezember 1911 ebendort)

Die erblindete Kuh

Den Kopf an diesen, jenen Baumstamm stoßend,
aus altem Trieb auf ihrem Weg zum Wasser
kommt eine Kuh, allein. Das Tier ist blind.
Mit einem allzu gut geworfnen Stein
leerte ein Junge einst ihr Aug. Das andre
trübt nun ein Schleier ein. Die Kuh ist blind.
Zur Tränke kommt sie ebenso wie früher,
doch nicht mehr mit dem sichren Schritt von damals
noch mit der Herde: Nein, sie kommt allein.
Auf stillen Wiesen und an Baches Ufer,
auf Felsen, Hügeln lassen ihre Glocken
erklingen die Gefährtinnen und weiden
aufs Geratewohl … Sie würde stürzen.
Das Maul stößt unsanft an die harte Tränke,
sie setzt verletzt zurück … kehrt jedoch wieder
und neigt den Kopf zum Wasser, trinkt gemächlich.
Nur wenig trinkt sie, ohne Durst… Dann hebt sie
ihren gehörnten Kopf zum weiten Himmel
mit tragisch großer Geste, regt die Lider
über den toten Pupillen und geht dann,
an Licht verwaist unter sengender Sonne,
geht zögernd auf den unvergessnen Pfaden,
bewegt den Schwanz nur träge hin und her.

Aus dem Katalanischen von Àxel Sanjosé, aus: Joan Maragall, Der Pinien Grün, des Meeres Blau. Gedichte. Katalanisch/deutsch. Ausgewählt, übertragen und mit einer Einführung von Àxel Sanjosé. München: Stiftung Lyrik Kabinett, 2022, S. 36f.

La vaca cega
 
Topant de cap en una i altra soca, 
avançant d’esma pel camí de l’aigua, 
se’n ve la vaca tota sola. És cega. 
D’un cop de roc llançat amb massa traça, 
el vailet va buidar-li un ull, i en l’altre 
se li ha posat un tel. La vaca és cega. 
Ve a abeurar-se a la font com ans solia, 
mes no amb el ferm posat d’altres vegades 
ni amb ses companyes, no: ve tota sola. 
Ses companyes, pels cingles, per les comes, 
pel silenci dels prats i en la ribera, 
fan dringar l’esquellot mentres pasturen 
l’herba fresca a l’atzar… Ella cauria. 
Topa de morro en l’esmolada pica 
i recula afrontada… Però torna 
i abaixa el cap a l’aigua i beu calmosa. 
Beu poc, sens gaire set… Després aixeca 
al cel, enorme, l’embanyada testa 
amb un gran gesto tràgic; parpelleja 
damunt les mortes nines, i se’n torna 
orfe de llum sota del sol que crema, 
vacil·lant pels camins inoblidables, 
brandant lànguidament la llarga cua. 

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