Sibylla Schwarz 395

Heute vor 395 Jahren (im protestantischen Pommern galt da noch der julianische Kalender und es war Aschermittwoch, der 14. Februar) wurde in Greifswald in der Baderstraße 2 eine Tochter des Bürgermeisters Christian Schwarz geboren. Sie wurde in St. Nicolai auf den Namen Sibylla getauft. Ihr blieben nur 17 Jahre und 5 Monate, aber wie hat sie die kurze Zeit genutzt! Ihre Bücher und Manuskripte sind verlorengegangen, aber ihr Werk, 100 Texte, ist uns geblieben und leuchtet mit Phantasie, Ideenreichtum und Formenvielfalt bis heute und verzaubert immer noch die Leser, die bereit sind, ihr offen zu begegnen. Wer in Greifswald ist: ab 14 Uhr feiern wir vor ihrem Geburtshaus bei strahlendem Sonnenschein.

O Daß Jch steigen möcht auß diesen tieffen Hölen /
Bis an des Himmels Dach / zu den verklährten Sehlen /
Nur einmahl anzusehn / was oben ist bereit /
Was uns erfrewen wirt nach dieser trüeben Zeit !
Jch weiß nicht / wor ich bin / mein Hertz begint zu funcken /
Durch ungewohnten Brandt / die Sinnen werden truncken /
Der Geist steht auf den Sprunck / die Sprach ist ungehemt /
Die Feder ist vol Safft und gäntzlich ungezähmbt.
Jch scheide von dem Fleisch / und leg es gantz beyseiten /
Jch klimme nun hinauff ans Hauß der Ewigkeiten /
Jch komb schon an das Liecht / und an den hellen Tagk /
Dahin der bleiche Todt den Pfeil nicht schießen magk.
Jch flieg itzt ausser mir / ich fliege von der Erden /
Jch fliege Himmel an mit ungezähmbten Pferden /
(…)

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