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Veröffentlicht am 16. Juni 2015 von lyrikzeitung
[Marcel] Beyers Gedichte folgen dem typischen Muster moderner Lyrik: Sie reimen sich nicht.
Obwohl seine Texte oft nur andeutungsweise verraten, wovon die Rede ist, obwohl man nach dem Hören eher dumpf bewundernd denn berührt dasitzt, verneigt man sich vor der Sprachgewandtheit des Dichters.
Kategorie: Deutsch, DeutschlandSchlagworte: Marcel Beyer
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so isses, lieber konstantin 🙂
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Der Hit ist aber doch dieser Prämissen-Dummy, von dem aus direkt zum oben von Dir zitierten Schluss gesprungen wird, lieber Michael:
„Doch die Auflösung jeglicher Reimschemata und die Zerrüttung der Syntax führen unweigerlich dazu, dass absurde Wortfetzen leer und hohl im Raum stehen bleiben.“ (bitte einrahmen, das geht übrigens ohne Milch)
Zuhörende als Gefäße. So wird das dann unweigerlich mauer Kulturjournalismus, der an seine Gatekeeper-Funktion felsenfest glaubt. Von Publikumsreaktionen natürlich kein Wort. Das finde ich etwas einfältig.
„obwohl man nach dem Hören eher dumpf bewundernd denn berührt dasitzt, …“
Warum erwartet wer denn Rührung, wenn ein in der Moderne sozialisierter Dichter die Bühne betritt? Weil er Eliot zitiert? Würde Beyer nicht wie Beyer, sondern wie Eliot schreiben, dann wäre er ein bloßer Epigone.
Akzeptabel scheint es indes auch nicht, dass ein ganz offenbar in Sachen zeitgenössischer Poesie inkompetenter Kulturjournalist für so einen fahlen Artikel bezahlt wird, der mit einem journalistischen Offenbarungseid schließt: „obwohl man nach dem Hören dumpf bewundernd … dasitzt, verneigt man sich vor der Sprachgewandtheit des Dichters.“
Es gibt sicher drei Dutzend Leute, die diesen atmosphärischen Bericht nicht vergeigt hätten. Dazu bräuchte es kein abgeschlossenes Studium, nicht mal Abitur, sondern nur echtes Interesse an zeitgenössischer Poesie und ihrer Vielfalt. Das Niveau des Artikels ist stilistisch gesehen knapp oberhalb eines vergleichbaren Artikels aus einer Schülerzeitung und kann den Gegenstand des Interesses nirgends einholen.
Warum fragt sich Julian Gutberlet nicht, ob es andere Möglichkeiten der Rezeption von Poesie gibt als die kulturkonsumierende Haltung? Da wäre es wieder das elende Klischee von Poesie: Lyrik, Konzept, Taschentuch, Büchertisch, ruhender Buchbesitz.
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