Erdogan und seine

Kritiker Gedichte:

Recep Tayyip Erdogan sass einst wegen eines Gedichts im Gefängnis. Heute überzieht der Präsident jeden mit einer Klage, der auch nur die leiseste Kritik wagt.

Mit dem Humor ist es bekanntlich so eine Sache. Nicht jeder hat den gleichen, und die Grenze zwischen Witz und Beleidigung ist fliessend. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan freilich scheint über gar keinen Humor zu verfügen. Darauf deuten zumindest die vielen Klagen hin, die sein Anwalt in den letzten Monaten eingereicht hat.

Eines der jüngsten Opfer der Klagewelle ist Merve Büyüksarac, die im Jahr 2006 zur Miss Türkei gewählt worden war. Das Vergehen von Büyüksarac, die heute als Designerin und Autorin tätig ist? Sie hatte auf Instagram eine Karikatur aus der Satirezeitschrift «Uykusuz» (Schlaflos) gepostet. Der als Gedicht deklarierte Text nimmt den Bestechungsskandal aufs Korn, der Ende Dezember 2013 kurzzeitig Dutzende von Erdogan-Vertrauten kurzzeitig ins Gefängnis brachte.

Den Eintrag hat Büyüksarac längst gelöscht, weil sie Freunde warnten, sie könnte sich damit eine Klage einhandeln. Genutzt hat es nichts. Im Januar wurde sie von der Polizei verhört, und am Mittwoch war Prozessauftakt. Die Anklage lautet auf Beleidigung einer öffentlichen Person. Büyüksarac drohen bis zu zwei Jahren Haft. / Inga Rogg und Onur Ogul, NZZ

(Die Zeitung druckt auch den Text des „umstrittenen“ Gedichts)

Erdoğan und die Lyrik in L&Poe:

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