46. Afrikanischer Beitrag zum Islam

Wir haben seit Jahrhunderten einen Islam, der friedfertig ist und nie Probleme bereitet hat. Diese Organisationen wollen den senegalesischen Islam politisieren, indem sie ihn mit salafistischen und wahhabitischen Ideologien infizieren und Konflikte der arabischen Welt in die hiesige Gesellschaft importieren.

Was versprechen sie sich davon?

Dahinter steckt ein arabischer Paternalismus, der davon ausgeht, dass die afrikanischen Muslime zu wahren Muslimen gemacht werden müssten. Die arabische Welt nimmt uns Afrikaner gewissermaßen als Unter-Muslime wahr, aber das ist nichts Neues.

Sondern?

Schon 1591 kam der Sultan von Marokko und sagte, er wolle jetzt Mali islamisieren – da war Timbuktu schon längst eines der größten islamischen Zentren überhaupt. Das eskalierte dann in der Schlacht von Tondibi, etwa 60 Kilometer nördlich von Gao. Als im Jahr 2012 die Dschihadisten die Mausoleen in Timbuktu zertrümmerten, steckte dahinter abermals die Botschaft, dass wir Afrikaner nichts zum Islam beigetragen hätten – und man uns einen reinen Islam bringen müsse. Der kulturelle Beitrag der afrikanischen Muslime zur islamischen Zivilisation soll zerstört werden.

Worin genau besteht dieser Beitrag?

Die Afrikaner haben etwas Außergewöhnliches vollbracht: eine kritische Assimilierung der Religion. Sie haben die Zugehörigkeit zum Islam mit den bestehenden kulturellen Realitäten vereint – mit der Folge, dass der Islam zur integrierenden Kraft wurde, basierend auf Frieden und Dialog. Ein friedfertiger, spiritueller Islam, der keine Spannungen zwischen Kultur und Religion erzeugt. Ein Glaube, der den Islam nicht politisiert, sondern für sozialen Zusammenhalt sorgt.

/ Der senegalesische Islamforscher Bakary Sambe über friedfertigen Glauben und die Verbreitung von Dschihadismus im Sahel, Süddeutsche Zeitung 6.9.

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