57. An der Lyrik liegts nicht

Deutschlandfunk Büchermarkt. 11.10.2013. 16:10 Uhr
Denis Scheck sprach mit Georg M. Oswald und Jo Lendle über den Tod des Midlist-Buches und Wege zur Rentabilität

[…]
Oswald:
Im Großen und Ganzen ist es natürlich schon so, dass man sich bei jedem Titel die Frage stellen muss, […] traut man dem Buch den Verkauf zu? Und wenn man das Titel pro Titel rechnet, dann kommt man oft an Stellen, wo man sich sagt, irgendwie schwierig.
Gleichwohl ist es so einfach nicht, dass man dann sagen kann: Naja die, bei denen es sich nicht rechnet, die macht man nicht, weil dann bleibt zu wenig übrig.

Scheck: Jo Lendle, wenn ich mir vorstelle, wie sie die aktuelle Hanser-Vorschau durchblättern — mit diesen Überlegungen im Kopf, was bleibt da von der Edition Akzente übrig, beispielsweise, oder der Edition Lyrik Kabinett? Das sind doch alles Bücher, von denen man bei Erscheinen weiß, dass sie nichts zum ökonomischen Erhalt des Verlages beitragen, sondern wahrscheinlich Verlust machen.

Lendle: Ja, ich würde deswegen dieses Verlagskonzept gar nicht so unterschreiben. Aus zwei Gründen. Zum einen gehört zum Gesamtversprechen, das ein Verlag gibt ja auch, dass es da die Bücher zu entdecken gibt, die unser aller Glück dann auch ausmachen — neben dem Buch, das alle gelesen haben und über das alle sprechen, will man ja dann doch auch noch die kleineren, schrägeren, prickelnderen Bücher finden.
Ökonomisch ist das gar nicht so das Problem. Ich hab überhaupt keine Schwierigkeiten damit, einen Lyrikband herauszugeben, weil ich exakt weiß, was der mich kostet. Da ist sozusagen kein Risiko drin, das muss ich in meinem Gesamtplan einrechnen.

Scheck: Pleite gehen Verlage an Lizenzen, für die sie für anderthalb Millionen kaufen und an denen sie nur eine Million verdienen.

Lendle: Exakt, exakt. Genau. Das sind wirklich die Dinge, die uns wirklich dazu bringen, uns aus der Halle 3.1 der Frankfurter Buchmesse zu stürzen, weil wir sagen: Das ist jetzt vorbei. Aber bei einem Lyrikband, da spring ich noch nicht mal eine Treppenstufe runter, wenn der plötzlich seine 10.000 Euro Miese einbringt.

Nachhörbar im Archiv

(Danke an Ron Winkler)

2 Comments on “57. An der Lyrik liegts nicht

  1. Was die Lyrik angeht, sind bei Hanser vor allem Übersetzungen erschienen, da ist für Jo Lendle, so beabsichtigt, noch viel Luft über den Treppenstufen…

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