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„Was ich einst las erinnere ich nicht / Nur ein paar Freunde, jetzt in Städten. / Kaltes Schmelzwasser aus dem Zinnbecher trinken / Meilenweit hinabschaun / Durch hohe stille Luft.“ So die zweite Strophe des Eröffnungsgedichts seines ersten Lyrikbands „Riprap“, der 1959 in Kyoto/Japan erschienen ist. Ein halbes Jahrhundert ist diese poetische Sammlung mittlerweile in der Welt – und hat noch immer die Kraft der Überwältigung. Durch Einfachheit, Klarheit, den Rhythmus des Atmens.
Seit zehn Jahren liegt die deutsche Übersetzung von Alexander Schmitz im Verlag Stadtlichter Presse vor – zweisprachig, in einer Auflage von dreihundert Exemplaren. Der achtzigste Geburtstag des Dichters am heutigen 8. Mai soll in Deutschland mit zwei Neuheiten gefeiert werden: Matthes & Seitz hat die Essay-Sammlung „Lektionen der Wildnis“ angekündigt, Stadtlichter wird die frühen „Mythen und Texte“ in der Übersetzung von Bernhard Widder herausbringen.
Snyder spielt bei uns eine untergeordnete Rolle. Zweifellos ein Versäumnis, denn Schriftsteller dieser Kragenweite gibt es hier nicht. …
Was die westlichen Gesellschaften brauchen, hat Snyder einmal aufgelistet: Mehr Frauen in der Politik; religiöse Sichtweisen, die Natur nicht ausschließen und Wissenschaft nicht fürchten; politische Führer, die in Schulen, Fabriken oder auf Bauernhöfen gearbeitet haben und Gedichte schreiben; Intellektuelle, die Geschichte und Ökologie studiert haben und gerne tanzen und kochen; Dichter, die sich nicht um die Literaturkritik kümmern. „Aber was wir am meisten brauchen, sind Menschen, die die Erde lieben.“ / Olaf Velte, FR 8.5.
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