…er verlangt seinen Briefpartnern (Gelehrten, Dichtern, Adeligen) oft genug das Äußerste an Geduld ab. Typisch in der keine Widerrede duldenden Entschiedenheit ist diese Stelle, aus einem in Vaucluse verfassten Schreiben an den Florentiner Theologen Francesco Nelli vom August 1352 : „Ich will, dass mein Leser, wer es auch sei, nur an eines denkt: an mich, nicht an die Verheiratung seiner Tochter, nicht an die Nacht bei der Freundin, nicht an die Intrigen seiner Feinde, nicht an Bürgschaften, nicht an sein Haus oder Feld oder an seine Geldkasse, und dass er, zumindest solange er mich liest, bei mir ist. Wenn er mit Geschäften überbürdet ist, soll er das Lesen aufschieben, sobald er sich aber anschickt zu lesen – da soll er die Last der Geschäfte und die Sorge um seine Privatangelegenheiten von sich werfen und seinen Sinn auf das richten, was er vor Augen hat. Wenn ihm diese Bedingung nicht passt, soll er von diesen unnützen Schriften fernbleiben.“ / Süddeutsche 4.2.02
FRANCESCO PETRARCA: Aufrufe zur Errettung Italiens und des Erdkreises. Ausgewählte Briefe, Lateinisch-Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Berthe Widmer. Schwabe & Co. Verlag, Basel 2001. 577 Seiten, 47 Euro.
I wish I’d been on the street in Madrid on that night in 1934 when Pablo Neruda, who was then Chile’s consul to Spain, told Miguel Hernández that he had never heard a nightingale. It is too cold for nightingales to survive in Chile. Hernández grew up in a goat-herding family in the Spanish province of Alicante, and he immediately scampered up a high tree and imitated a nightingale’s liquid song. Then he climbed up another tree and created the sound of a second nightingale answering. He could have been joyously illustrating Boris Pasternak’s notion of poetry as „two nightingales dueling.“
I once told this story to the fiction writer William Maxwell, and he said that learning how to sing like nightingales in treetops ought to be a requirement for poets. It should be taught, like prosody, in writing programs.
In der Reihe „Poet’s Choice“ schreibt Edward Hirsch über das Gedicht „To the nightingale“ von Jorge Luis Borges (in dem Sappho, Heine, Keatsund andere(s) spuken). / Washington Post , Sunday, February 3, 2002; Page BW12
I wish I’d been on the street in Madrid on that night in 1934 when Pablo Neruda, who was then Chile’s consul to Spain, told Miguel Hernández that he had never heard a nightingale. It is too cold for nightingales to survive in Chile. Hernández grew up in a goat-herding family in the Spanish province of Alicante, and he immediately scampered up a high tree and imitated a nightingale’s liquid song. Then he climbed up another tree and created the sound of a second nightingale answering. He could have been joyously illustrating Boris Pasternak’s notion of poetry as „two nightingales dueling.“
I once told this story to the fiction writer William Maxwell, and he said that learning how to sing like nightingales in treetops ought to be a requirement for poets. It should be taught, like prosody, in writing programs.
In der Reihe „Poet’s Choice“ schreibt Edward Hirsch über das Gedicht „To the nightingale“ von Jorge Luis Borges (in dem Sappho, Heine, Keats und andere(s) spuken). / Washington Post , Sunday, February 3, 2002
Harsches Urteil aus Großbritannen:
Neither rhyme nor reason
sagt der Kritiker Robert Potts zur Gewinnerin des Eliotpreises, der Kanadierin Anne Carson (“ a poetic injustice „, nach seiner Meinung). Er hat den furchtbaren Verdacht, daß die Autorin aus purem Unvermögen auf Metrik verzichtet – auf alles andere offenbar sowieso. Dabei hätte es einen über die Maßen würdigen Preisträger gegeben,
Speech! Speech! by Geoffrey Hill (Penguin, £9.99), one of the few truly major English poets since 1945 and a writer whose poetic career has been exemplary: a parsimonious release of wholly crafted volumes, each of which has advanced and amplified a sophisticated engagement with large questions of history, philosophy, theology and aesthetics (etc.),
aber die Juroren haben halt versagt bzw. eine Chance verpaßt.
Mehr im Guardian , Saturday January 26, 2002 (Dichter und Kritiker widersprechen Potts hier .)
Auch anderswo fliegen die Fetzen (bzw. die Messer), wie ein Artikel in The Globe and Mail („Canada´s Most Trusted News Source“) vom 2.2.02 unter dem Titel „Who´s afraid of Anne Carson“ zeigt:
The knives were out even before Carson beat out Nobel Prize-winning poet Seamus Heaney earlier this month for the T. S. Eliot Prize for her latest book, The Beauty of the Husband: a fictional essay in 29 tangos. In a long screed in Books in Canada in July, 2001, Montreal poet David Solway says her „autistic performance“ is „all surface and no body.“
Another Montreal poet, Carmine Starnino , writing in Canadian Notes and Queries, sneered that Carson was „primitive “ and „unaccomplished“ and didn’t deserve to have her writing considered as poetry.
In Steffen Jacobs Gedichte-Kolumne diesmal ein Gedicht von Robert Gernhardt, dessen erste Zeile lautet:
Das ist der Nebel, aus dem Zombies steigen. / Die Welt 2.2.02
In der „Welt“ plädiert Bernd Wagner für Skepsis gegen literarisches Vereinswesen, indem er auch an seine DDR-Lehrjahre erinnert:
Was habe ich nicht für Wege zurückgelegt, um Gespräche führen zu können, die über das stets etwas Konspirative des kleinen Kreises hinausgingen. Verbände und Vereine sind die Erben der Salons in der Massengesellschaft. Der erste, den ich kennen lernte, war der „Kreis junger Autoren“, der Anfang der siebziger Jahre in einem Hinterzimmer des „Hotel Newa“ in der Invalidenstraße tagte, deren Namen eines gewissen Symbolgehaltes nicht entbehrte, denn die jungen Autoren waren zwischen 50 und 70 und ihre Ansichten so verstaubt wie das Mobiliar des Hotels. Das Elend nahm ein Ende, als Sarah Kirsch als meine Mentorin dafür sorgte, dass ich an der Schlacht zwischen staatstreuen und kritischen Autoren im „Schriftstellerverband der DDR“ teilnehmen konnte. Doch kaum war ich in dem Verband drin, war sie draußen, und die freigewordene Mentorenstelle nahm Paul Wiens ein, der seine Zeit als Lyriker hinter sich, aber, wie ich inzwischen weiß, als „Offizier im besonderen Einsatz“ des MfS stets ein offenes Ohr für mich hatte. / Die Welt 2.2.02
In der Mitte standen Holligers Trakl-Lieder, deren viertes, „Trompeten“ uraufgeführt wurde. Holliger vertont weniger Gedichte als gewissermaßen Dichter: Er sucht für seine Zyklen gern eine repräsentative Auswahl aus der stilistischen Vielfalt eines Schriftstellers.
Dem entsprechen dann auch die Kompositionsstrategien: „Ein Winterabend“ ist seiner strophischen Form entsprechend in eine ganz liedhaft symmetrische Gesangsmelodie gefasst, die fünf spiegelbildlich angeordneten Verse von „Rondel“ werden dagegen in einem komplexen, nur von Gesang und Harfe begleiteten Satz gespiegelt. / Berliner Zeitung 2.2.02
der deutschen Literatur. Dazu gehören auch slowenische Autoren wie diese zwei, die sich selbstbewusst auf einen eigenständigen Weg begeben. ath / schreiben die Salzburger Nachrichten über eine Lesung der Kärntner Slowenen Maja Haderlap und Fabjan Hafner (2.2.02)
In der NZZ-Reihe Kleines Glossar des Verschwindens schreibt Thomas Kling über die Totenrede. / NZZ 2.2.02
„Als ginge es um eine Wette, / wie lange man noch vorhanden“ – mit diesen Worten beschrieb Karl Krolow, was ihm gegen Ende seines Lebens geschah: Bis kurz vor seinem Tod am 21. Juni 1999 schrieb er oft mehrere Gedichte an einem Tag, über 700 in drei Jahren, 150 Gedichte allein in den letzten zwei Lebensmonaten. Die „tägliche Buchung“, wie er dieses Schreiben nannte, war ihm lebensnotwendig in einem ganz elementaren Sinn: es galt, sich der eigenen Existenz zu vergewissern und dem Tod – von Wort zu Wort und von Zeile zu Zeile – zu widerstehen. (Klappentext) – In der Süddeutschen vom 2.2.02 bespricht Hilmar Klute den Band:
Karl Krolow: „Die Handvoll Sand.“. Gedichte aus dem Nachlass
Insel Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3458192239
Gebunden, 71 Seiten, 11,80 EUR
In celebration of his centennial, NPR features a reading by the poet. Hughes reads his poem „I too am America“ (Audio from Weekend All Things Considered .) February 2002
Unter dieser sprechenden Überschrift bespricht Christiane Zintzen „Fragwürdige Publikationen nach dem Tode Ernst Jandls“ / NZZ 31.1.02
“ Die Gazette “ v. 31.1.02 veröffentlicht das Gedicht „Maconas“ von Gerburg Garmann mit Autorkommentar:
Die Maconas waren ein Teil der Inkakultur. Als erwählte „heilige“ Frauen lebten sie auf dem Machu Pichu nahe dem Sonnentempel. Ihre Aufgaben umfaßten das Weben von Gewändern, generell die Zubereitung von Mahlzeiten und das Brauen eines bestimmten alkoholischen Getränkes (chica) für die Priesterschaft und den Inka-Adel.
Die NZZ druckt ein Gedicht von Fouad el-Auwad – wie immer – online! – ohne Verseinteilung, falls es denn welche hat. Aber wer das wissen will, muß die Zeitung kaufen. (Wer die sogenannte Druckerausgabe benutzt, dem wird gar der Autor vorenthalten). Der Autor stammt aus Syrien und lebt seit 15 Jahren in Aachen. / NZZ 30.1.02
Stuttgart. DPA/ BaZ . Die weltgrösste Sammlung von Handschriften Friedrich Hölderlins (1770-1843) in Stuttgart ist um eine Attraktion reicher.
Ein amerikanischer Privatbesitzer hat der Württembergischen Landbibliothek die vollständige 17-seitige Niederschrift des Hölderlin-Hymnus “ Der Archipelagus “ aus dem Jahr 1800 geschenkt, wie die Bibliothek mitteilte.
Das Gedicht umfasst 296 Verse und wurde zuerst 1804 in den „Vierteljährlichen Unterhaltungen“ veröffentlicht.
Neueste Kommentare