Die NZZ vom 24.8.02 druckt einen Text von Mahmud Darwish: Ein Quadratmeter im Gefängnis.- Die SZ am 23.8. Robert Gernhardts Sonett „Geburt eines Kritikers“. Am gleichen Tag bespricht sie das Werk des arabischen Dichters al-Maarri. (Siehe hier).- In der FAZ vom 23.8. schreibt der Lyriker Heinz Czechowski über die Flut in Dresden.
Über einen Spamschutz mit Hilfe eines Haikus berichtete FAZ-Net am 23.8.02.
Stellvertretend für die im edlen Ambiente zu feiernde „junge Lyrik 2002“ konterte die in Hamburg lebende Sabine Scho, auch den Nachwuchspoeten gehe es doch vor allem darum, Anschluss an die offiziellen Literaturzirkel zu bekommen.
Scho hat es schon geschafft. Ironischerweise erscheint ihr erster Gedichtband in einer Reihe des Europa-Verlags, die mehr oder weniger tote und vergessene Dichter für das geneigte Publikum „wiederentdeckt“. Mit ihrem „Album“ präsentiert die 1970 geborene Hamburgerin ein solides Werkstück mit klarem literarischem Vorbild: Arno Schmidt und seine „snap-shot“-Theorie.
Scho hat Schnappschüsse eines beim Trödler erstandenen Fotoalbums aus den Fünfzigerjahren zur Hand genommen, sich auf Bildausschnitte eingezoomt und dann losgelegt. Entstanden sind Zitatcollagen aus zeitgenössischen Sprachfetzen und Redensarten inklusive Minizitaten aus Schmidts Frühwerk. Wenn bei Blende acht die Sonne lacht, Hartmut im braunen Diercke-Atlas Teneriffa sucht oder an der Front bis zum Fotofinish geknipst wird, stellt sich ein merkwürdig anachronistisches Gefühl ein. Verstärkt wurde dies durch Schos pathetischen Wochenschau-Tonfall.
/ taz 22.8.02
Inspiration für Bob Dylan: Ein neuer Blick auf den jungen Brecht
„It ain’t me babe, it ain’t me you’re lookin‘ for.“ Bob Dylans berühmte Selbstverweigerung zitiert den jungen Brecht. „Wer immer es ist, den ihr sucht … / behauptet die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Vermischtes 22.8.2002
In 1956, two Yiddish papers, one in Warsaw and one in New York, gave credible news of the affair for the first time, and in some Jewish circles it gradually became known as “the night of the murdered poets”.
Einer von ihnen,
Peretz Markish was an expressionist poet. He left Russia in the 1920s for Warsaw, where he associated with di khalyastre – the Gang, a group of advanced Yiddish writers – and where he became very widely read, even called “the most popular poet in Poland”. His travels took him to Berlin, Paris, London and Vienna. For a while he stayed in Palestine; but his beloved language was much scorned there by young zealots for whom the Hebrew revival was a central part of the Zionist project. Markish too was drawn back to Russia, where he worked with the State Jewish Theatre…. / TLS 22.8.02
1952 wurde er zusammen mit zahlreichen anderen sowjetischen jüdischen Intellektuellen hingerichtet die meisten wurden am 12. August 1952 erschossen.
Joshua Rubenstein and Vladimir P. Naumov, editors:
STALIN’S SECRET POGROM
The postwar inquisition of the Jewish Anti-Fascist Committee
Translated by Laura Esther Wolfson
527pp. Yale University Press. £25
A year later Plath returns to the theme in Three Women, a poem for three voices written originally for radio. Three women in a maternity ward offer a distillation of their different experiences – one gives birth to a boy, one miscarries, one abandons her baby girl. The voices overlap and counterpoint one another: in experience they are crucially distinct (there is no doubt that the second woman miscarries); but in voice they are uncannily and progressively alike. This time, Plath does name what has happened to each of them, but only as a starting point. As the poem continues, the voices blur. In doing this, Plath raises a question, central to biography, but troublesome if the aim is to get back from the words to the poet’s life, to what happened to her and to her alone. Is any experience, even the most terrible and/ or life-defining, especially if you are a woman, simply your own? /
LRB | Vol. 24 No. 16 dated 22 August 2002 | Jacqueline Rose
Wulf Kirsten erhält den mit 30 000 Euro dotierten Schillerring der Deutschen Schillerstiftung. Dem Weimarer Lyriker werde der Preis für herausragende Verdienste um die deutsche Sprache und Literatur verliehen, teilte die 1859 gegründete Stiftung mit. / 21.8.02
Eine nur leise nostalgische Notiz von Eugen Gomringer selbst rundet den schön edierten Band ab. / Bruno Steiger, NZZ 21.8.02 über
Georg Pöhlein: Gomringer-Wurlitz. Porträt. Mit Texten von Eugen Gomringer und Cornelius Schnauber. Bibliothek der Provinz, A-Weitra 2002. 102 S., Fr. 62.-.
„Tableaux – Sehstücke“ heißt der zweite Lyrikband des 1949 geborenen Luxemburgers Jean Krier, und die Art des Sehens, von der dieser Titel spricht, hat nichts zu tun mit kontemplativem Schauen oder der Gleichmäßigkeit des Beobachtens. Sie meint vielmehr den hektischen Blick, der die Assoziationen zusammenrafft, gleichwohl eine Perspektive erkennen lässt: „nichts Besonderes hier, / beileibe nicht, ein Geschehen am Rande nur“. / Nico Bleutge, SZ 20.8.02
JEAN KRIER: Tableaux – Sehstücke. Gedichte. Gollenstein Verlag, Blieskastel 2002. 96 Seiten, 16 Euro.
/ schlug die Leier an. / Heute steht er – rühmkorfisch – / als Parodist seinen Mann.» / so zitiert Rüdiger Görner in der NZZ v. 20.8.02 Hans-Jürgen Heise.
Hans-Jürgen Heise: Gedichte und Prosagedichte 1949-2001. Wallstein-Verlag, Göttingen 2002. 440 S., Fr. 60.-.
Eine Edition für Gedichte und lyrische Prosa will der Rauhreif-Verlag sein, den nun Curt Zimmermann (Nimrod-Literaturverlag) weiterführt. Der idealistische Kleinstverleger startet mit zwei ausserordentlich schön gestalteten Lyrikbänden. Dabei stellen sich zwei Schreibende aus sehr verschiedenen Lebensaltern, Ariane Braml (*1969) und Carlo Gianola (*1924), mit einer Auswahl an Gedichten vor. / NZZ 19.8.02
In der Übersetzung des St. Galler Seferis-Spezialisten Evtichios Vamvas sind «Drei Geheime Gedichte» von Seferis erschienen – ein zyklischer Gesang mit grossem Atem.
Urquelle und Schöpfungsgrund dieser Lyrik ist das Meer, das Seferis in immer neuer Gestalt besingt – als Ort der Stille, der sanften Wellen, der Hitze, aber auch als dunkles Lebensrätsel. «Das Meer; was ist mit dem Meer geschehen?», fragt eines der Gedichte, blendet das verstörende Bild eines «vereiternden» Meers ein und erinnert an das Glück aus Jugendzeiten in den tiefen Worten des «Meergreises»: «Ich bin dein Ort – / vielleicht bin ich Niemand / aber ich kann zu dem werden, was du willst.» /
St. Galler TAGBLATT vom Montag, 19. August 2002.
Giorgos Seferis: Drei Geheime Gedichte, übersetzt von Evtichios Vamvas, Verlag Ivo Ledergerber, St. Gallen 2001.
Wie Allen Ginsberg und William S. Burroughs war auch Cohen stets ein rastloser Nomade und Abenteurer und lebte unter anderem in Tanger und Katmandu (heute wieder in New York). Mit seinen Filmen und Fotografien, die zwischen Ethnografie und Surrealismus anzusiedeln sind, dokumentiert der «Multi-Media-Schamane» Ira Cohen (Florian Vetsch) seine ganz persönliche Mystik. Als Lyriker hat Cohen eine ganze Reihe von Gedichtsammlungen herausgegeben, aber erstaunlicherweise hat nur ein einziger kleiner Band in den USA den Weg in die «offiziellen» Verkaufskanäle gefunden.
«Alles ist gleichzeitig wahr / Der Fluss des Lebens rauscht beständig / Bleib auf der Schwelle, kauf dir einen ImPersonal Computer / bade im Schimmer grenzenloser Virtualität / Dezentriere deine Vision, überschreite / die Grenzen menschlicher Natur». Ira Cohen, der grosse Unbekannte und wortgewaltige Derwisch unter den amerikanischen Lyrikern, wartet auf seine Entdeckung. /
Clemens Umbricht, Tagblatt 19.8.02
Ira Cohen:, Where the heart lies / Wo das Herz ruht, Rohstoff Verlag Herdecke, Fr. 28.-. – Ira Cohen: Brief an Kaliban & Andere Gedichte, Göttingen.
Die Weltzeitung FAZ steht der Weltzeitung NYT nicht nach und – porträtiert Aphra Behn, „vorbildliche Spionin, Intellektuelle und Dichterin des 17. Jahrhunderts“. / 18.8.02
Die New York Times*) (18.8.) erinnert an die Dadaistin
Elsa von Freytag–Loringhoven, die vor 75 Jahren auf mysteriöse Weise in Paris ums Leben kam:
A Dada poet and collagist, artists‘ model and troublemaker, she was called by those who knew her simply “the Baroness.“ In the late 1910’s and early 1920’s, the Baroness reigned among the intellectual avant-garde who laughed at sexual taboos and made art their revolution. But in the wildly colorful hothouse of Greenwich Village bohemia, the Baroness was the most exotic blossom of them all. “She is not a futurist,“ Marcel Duchamp said. “She is the future.“
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