Kategorie: Tschechoslowakei

Rilke 150

Der König ist sechzehn Jahre alt.
Sechzehn Jahre und schon der Staat.
Er schaut, wie aus einem Hinterhalt,
vorbei an den Greisen vom Rat

Paul Neubauer (1891-1945)

In allen Ecken stehn Erinnerungen
Und neigen sich, von letztem Licht umsungen,
Und sehn mich an mit großen Blicken…
An den Wänden, hinter Glas im Rahmen,
Hängen tote Freunde, die ihr Amen
Treu zu mir herüberschicken.

Während der Mund spricht, gehen die Gedanken ihres Wegs

Die Frequenz meiner Finger auf deinem Leib
Ach ihr schönen Boulevards ohne Polizisten

Der Tscheche und der Deutsche

Die verkaufte Braut
ist auf deutschen Bühnen wie zu Hause
wir verstehen uns mit den Deutschen
Österreich und das Reich sind unsere Heimat
Wilhelm der Zweite treibt Sport in seinem Exil

An die Platane!

Gleichmütig zog ihn zurück der Strick
an die Platane.

Das lyrische Gedicht

Erleichtert, beinah triumphierend ließ Herr Dagobert Schwein seine Blicke durchs Haus gleichten, das froh der Pause entgegenatmete und schrie recht kommunistisch: „Ja, ja, die Zivilisation, ist das nicht wie ein Präservativ, beide täuschen einen Zustand vor, „als ob“!“ Dann machte er „hähä“.

Muss wieder ein Morgen sein

Wäre er ein Gott,
Schliefe auf ewig er ein.
Da er nur Mensch,
Muß wieder ein Morgen sein:
Glücklos, glückvoll,
Immer allein.

Franz Kafka (1883-1924)

In der abendlichen Sonne
sitzen wir gebeugten Rückens
auf den Bänken in dem Grünen.
Unsere Arme hängen nieder,
unsere Augen blinzeln traurig.

An eine Stadt, die schlief

Ein Tor schlug zu, der Mond hing schief,
Der Brunnen schlief, die Stadt war tot,
Der Ringplatz schlief, die Gasse schlief,
Der Mond hing schief und rot.