Altes Lied

Ein Lied aus der Französischen Revolution, das 150 Jahre später in der DDR hochbrisant war und zwei junge Lyriker, Volker Braun und Wolf Biermann, zu eigenen, aktualisierten Versionen anregte. (Aber der Stoff war allzeit aktuell, vergleiche auch Shakespeares 66. Sonett!)

Pierre-Jean de Béranger 

(* 19. August 1780 in Paris; † 16. Juli 1857 ebenda)

SO WIRD ES SEIN 
Weise: 0 filii et filiac

Ihr fragt, wie’s mit uns weitergeht?
Ich weiß, was kommt, ich bin Prophet.
Mein Blick dringt in die Zukunft ein,
So wird es sein.

Kein Dichterling kriecht mehr im Dreck,
Der Mächtige jagt den Schmeichler weg,
Kein Höfling lügt mehr hundsgemein.
So wird es sein.

Kein Spieler wird, kein Spekulant,
Kein Wuchrer „edler Herr“ genannt,
Kein Bürokrat wagt mehr zu schrei’n.
So wird es sein.

Die Freundschaft stärkt den Lebensmut,
Ist mehr als frostiger Disput,
Läßt uns im Unglück nicht allein.
So wird es sein.

Nett sind die Mädchen und gescheit,
Gehn mit den Liebsten nicht zu weit,
Bis sie mit achtzehn Jahren frei’n.
So wird es sein.

Die Frau’n sind nicht auf Putz erpicht
Und hörnen ihre Männer nicht,
Läßt man sie mal zu Haus allein.
So wird es sein.

Kein Zensor preist als wahre Kunst
Statt Schöpfergeist nur Phrasendunst,
Nur Kauderwelsch und Flunkerein.
So wird es sein.

Wer Dramen schreibt, tut’s frei und kühn,
Den Hut die Mimen vor ihm ziehn,
Kein Rezensent mischt frech sich drein.
So wird es sein.

Wer lächelnd Größen kritisiert
Und ihren Klüngel parodiert,
Den sperrt der Büttel nicht gleich ein.
So wird es sein.

Geschmack fegt fort, was fade heut,
Statt Willkür herrscht Gerechtigkeit,
Wahrheit kehrt wieder bei uns ein.
So wird es sein.

Lobt Gott, der gnädig hält bereit,
All das, was ich hier prophezeit.
Im Jahr dreitausend – prägt’s euch ein
Wird es so sein!

Deutsch von Martin Remane, aus: Lieb war der König, oh-la-la! Satirische und patriotische Chansons von Pierre-Jean de Béranger. Berlin (Ost): Rütten & Loening, 1959, S. 50-53

AINSI SOIT-IL

1812

Air : Alleluia (Air noté ♫)

Je suis devin, mes chers amis ;
L’avenir qui nous est promis
Se découvre à mon art subtil.
Ainsi soit-il !

Plus de poëte adulateur ;
Le puissant craindra le flatteur ;
Nul courtisan ne sera vil.
Ainsi soit-il !

Plus d’usuriers, plus de joueurs,
De petits banquiers grands seigneurs,
Et pas un commis incivil.
Ainsi soit-il !

L’amitié, charme de nos jours,
Ne sera plus un froid discours
Dont l’infortune rompt le fil.
Ainsi soit-il !

La fille, novice à quinze ans,
À dix-huit avec ses amants
N’exercera que son babil.
Ainsi soit-il !

Femme fuira les vains atours,
Et son mari pendant huit jours
Pourra s’absenter sans péril.
Ainsi soit-il !

L’on montrera dans chaque écrit
Plus de génie et moins d’esprit,
Laissant tout jargon puéril.
Ainsi soit-il !

L’auteur aura plus de fierté,
L’acteur moins de fatuité ;
Le critique sera civil.
Ainsi soit-il !

On rira des erreurs des grands,
On chansonnera leurs agents,
Sans voir arriver l’alguazil.
Ainsi soit-il !

En France enfin renaît le goût ;
La justice règne partout,
Et la vérité sort d’exil.
Ainsi soit-il !

Or, mes amis, bénissons Dieu,
Qui met chaque chose en son lieu :
Celles-ci sont pour l’an trois mil.
Ainsi soit-il !

https://fr.wikisource.org/wiki/Œuvres_complètes_de_Béranger/Ainsi_soit-il

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